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Dachreparatur & Dachsanierung

Moos auf dem Dach: Warum das Entfernen Expertensache ist

Judith Müller
Verfasst von Judith Müller
Zuletzt aktualisiert: 28. Dezember 2021
Lesedauer: 10 Minuten
Moos auf dem Dach © sanches812 / istockphoto.com

Wenn sich ein grüner Belag auf den Ziegeln bildet, hat ein Dach oft schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Wir erklären Ihnen, wie es zu diesem natürlichen Phänomen kommt und warum Sie Flechten und Moos auf dem Dach unbedingt dem Fachmann überlassen sollten.

Alles auf einen Blick:

  • Flechten und Moos auf dem Dach sind in den meisten Fällen ganz normal und unbedenklich.
  • Erst wenn Regenwasser nicht mehr problemlos abläuft, sollte es entfernt werden.
  • Von der Dachtentmoosung auf eigene Faust sollten Sie aufgrund des Unfallrisikos absehen.
  • Verbreitete Reinigungsmethoden wie Hochdruckreiniger oder chemische Mittel sind nicht empfehlenswert, da die Dachziegel beschädigt werden.
  • Eine sachgemäße Dachentmoosung kann nur ein Fachbetrieb bieten.

Moos auf dem Dach ist ganz normal

Mit der Zeit ist grüner Bewuchs auf den Dachziegeln ganz normal. Nur die wenigsten Hausdächer sind frei davon. Es ist sogar etwas Positives, denn Algen und Flechten wachsen vor allem dort, wo gute Umweltbedingungen herrschen.

WISSENSWERTES:
Moos auf dem Dach war nicht immer selbstverständlich. Besonders zwischen den 1950er und 1980er Jahren gab es häufig sogenannten sauren Regen, also Niederschlag mit erhöhtem Kohlenstoffdioxidgehalt. Ursache waren vor allem Abgase aus Autos und Fabriken sowie der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft. Der schwefelhaltige Regen hat die Dächer regelrecht sauber gewaschen, aber auch die Dachziegel angegriffen.

Warum wächst Moos auf dem Dach?

Sofern kein baulicher Mangel wie eine fehlerhafte Hinterlüftung vorliegt, ist Grünbildung auf dem Dach (= Patina) ein natürlicher Prozess. Algen und Moose sind als wurzellose Pflanzen nicht besonders anspruchsvoll und siedeln sich auf beinahe jeder Oberfläche an. Dabei weichen sie oft auf Standorte aus, an denen die meisten Pflanzen nicht überleben. Über den Wind verbreiten sich ihre Sporen und gelangen so auch auf Hausdächer.

Hier herrschen im Winter eisige Temperaturen, im Sommer dagegen große Hitze und lange Trockenzeiten. Außerdem gibt es für Pflanzen keine Möglichkeit, Wurzeln zu schlagen oder Nährstoffe aus dem Untergrund zu beziehen. Die meisten Pflanzen kommen damit nicht zurecht, aber für den Überlebenskünstler Moos ist das kein Problem.

Wie schnell bildet sich Patina?

Unter guten Bedingungen kann sich der grüne Belag schon nach ein bis zwei Jahren bilden. Ein neues Dach kann aber auch über mehrere Jahre moosfrei bleiben.

Generell fühlt sich Moos in feuchter, schattiger Umgebung besonders wohl. Darauf nehmen vor allem diese drei Faktoren Einfluss: die Dachneigung, die Ausrichtung zur Wetterseite und die Lage von großen Bäume neben dem Haus.

EXPERTENTIPP:
„Bildet sich auf Ihrem Dach eine grüne Schicht, ist das generell nicht schlimm. Dabei handelt es sich in der Regel um Moos, Algen und Flechten. Die Grünbildung ist eine natürliche Reaktion. Je feuchter und schattiger es auf Ihren Ziegeln ist, umso mehr wird diese begünstigt. Eine dünne grüne Schicht auf dem Dach richtet in erster Linie keinen Schaden an – höchstens optisch, wenn Ihnen die Patina nicht gefällt. Ein Problem entsteht allerdings dann, wenn Sie auf einer großen Fläche richtige Moosklumpen- und –büschel vorfinden, denn diese können entweder das Abfließen des Regenwassers verhindern oder die Dachrinne verstopfen. Das kann dann Schäden am Dachstuhl oder der Fassade anrichten. Deshalb muss starker, großflächiger Moosbefall entfernt werden. Doch so einfach, wie es klingt, ist das für Laien nicht. Zum einen sind Arbeiten auf dem Dach sehr gefährlich und erfordern hohe Sicherheitsvorkehrungen. Zum anderen können Sie mit dem falschen Reinigungsmittel oder Reinigungswerkzeug die Witterungsbeständigkeit Ihres Daches zerstören. Was beim Unkraut jäten zwischen Ihren Pflastersteinen nicht unbedingt nötig ist, ist auf dem Dach umso wichtiger: Expertenrat.“
Lars Bercke – BeDaG
 

Außerdem neigen steile Dächer weniger zu Algenbildung, da das Regenwasser besser abläuft und gleichzeitig die Ziegel sauber wäscht. Auf Dächern mit flachem Winkel dagegen kann sowohl das Wasser stehen als auch Schmutz und Pflanzensporen liegen bleiben. Je mehr Schatten das Dach dann abbekommt, desto besser sind die Wachstumsbedingungen.

Welches Material neigt zur Moosbildung?

Je rauer und großporiger eine Oberfläche ist, desto besser setzen sich dort Moossporen fest.

Dachpfannen aus Beton sind grobporiger als die aus Ton oder Schiefer und neigen daher eher zu Algenbildung. Glasierte Ziegel können die natürliche Begrünung zusätzlich hinauszögern.



Dann ist Grünzeug auf dem Dach ein Problem

Flechten und Algen sind unbedenklich und allenfalls ein optisches Manko. Bei Moos dagegen macht die Menge das Gift. Vereinzelte, kleine Büschel sind unproblematisch. Breitet es sich aber flächendeckend aus, kann es den Wasserablauf stören und sollte daher entfernt werden.

Ist Moos auf dem Dach schädlich?

Unter bautechnischen Aspekten stellt Moos keine Gefahr für das Dach dar. Dachsteine bestehen meist aus Ton, Beton oder Schiefer – allesamt Materialien, die nicht verrotten. Allerdings verursacht das üppige Grün oft in Kombination mit Niederschlag Probleme, da es einen einwandfreien Wasserabfluss verhindern kann.

Ist eine Eindeckung besonders stark befallen, kann sich Regenwasser stauen und durch die Spalten der Ziegel- oder Dachsteine drücken und bis zum Dachstuhl vordringen. Dieser besteht aus Holz und ist nur begrenzt widerstandsfähig gegen Feuchtigkeit. Wasser führt dann mit der Zeit zu morschen Stellen, Schimmel und Pilzbefall. Darunter leidet nicht nur die Stabilität, sondern auch die Gesundheit der Bewohner.

Moos in der Dachrinne: Welche Schäden entstehen?

Starkregen kann größere, vollgesogene Moosbüschel lösen und in die Regenrinne spülen. Dort verstopfen sie möglicherweise den Ablauf und führen zu überlaufendem Wasser. Rinnt das Wasser dann permanent an der Hausfassade hinunter, saugt sich die Außenwand mit der Zeit wie ein Schwamm mit Wasser voll.

Die Folge ist Feuchtigkeit im Gemäuer, die sich bis zu den Innenwänden ausbreiten kann und dort einen umfangreichen Wasserschaden verursacht. Sie sollten daher nicht vergessen, Ihre Dachrinne zu prüfen und bei Bedarf zu reinigen.

Dächer entmoosen ist Expertensache

Ob mit Hochdruckreiniger, Chemiekeule oder Muskelkraft und Bürste: Das Internet ist voll mit Ratgebern, wie Heimwerker ihr Hausdach am besten von Moos befreien können. Allerdings haben all diese Methoden einen großen Nachteil. Für Nichtexperten ist es so gut wie unmöglich, Ziegel- oder Dachsteine dabei nicht unbemerkt zu beschädigen. Hinzu kommt die sehr hohe Unfall- und Absturzgefahr, wenn Laien auf dem Dach hantieren.

Warum sollten ausschließlich Experten Moos auf dem Dach entfernen?

So robust Dachziegel auf den ersten Blick wirken – wer sie nicht sachgemäß behandelt, riskiert Schäden an der Dacheindeckung und folglich ein undichtes Dach. Das Gemeine dabei: Sofern es sich nicht um gesprungene oder zerbrochene Ziegel handelt, ist die Beschädigung mit bloßem Auge kaum zu erkennen. Meist wird die oberste Schicht ramponiert und aufgeraut. Dadurch fehlt der wichtige Schutzmantel der Ziegelsteine. Zum einen werden die Dachpfannen porös und wasserdurchlässig, zum anderen setzen sich Moossporen an der grobporigen Oberfläche leichter fest. Sie müssen dann mit einem noch schnelleren und stärkeren Algenbefall in Zukunft rechnen.

Ein weitaus wichtigerer Punkt, weshalb eine Dachreinigung immer in die Hände eines Profis gehört, ist Ihre eigene Sicherheit und Gesundheit. Dacharbeiten sind riskant, die Absturzgefahr ist selbst auf einem trockenen Dach schon sehr hoch. Auf feuchtem Untergrund, womöglich noch mit Reinigungsmitteln und nassem, schmierigen Moos, wird es richtig glatt. Wenn Sie dann ohne entsprechendes Know-how und Absturzsicherung arbeiten, riskieren Sie lebensgefährliche Verletzungen.



Vorsicht vor Hochdruckreinigern, chemischen Mitteln und Bürsten

Im Netz kursieren verschiedene Empfehlungen, wie Sie selbst Algen und Moos entfernen können. Davon abgesehen, dass nicht alle Methoden sofort und dauerhaft zu einem moosfreien Dach führen, gibt es weitere Gründe, die gegen diese weit verbreiteten Anwendungen sprechen.

Warum keinen Hochdruckreiniger zur Dachentmoosung?

Durch den hohen Druck kann das Reinigungswasser zwischen die Dachpfanne hindurch bis in die Dämmung oder bis zum Dachstuhl vordringen. Schimmelbildung und morsches Holz sind die Folge. Denken Sie auch daran, dass das schmutzige Reinigungswasser mit allen gelösten Bestandteilen in der Dachrinne, auf der Terrasse oder dem Balkon landen wird. Möglicherweise wird die Fassade Ihres Hauses vom Spritzwasser verschmutzt.

Beim Reinigen mit Hochdruck werden außerdem nicht nur Schmutz und Grünbelag entfernt, sondern zwangsläufig auch die Dachziegel oberflächlich angeraut. Dadurch verlieren diese an Robustheit, Moos und Algen können sich in Zukunft noch einfacher festsetzen. Eine nachträgliche Beschichtung kann die originale Schutzschicht nicht ersetzen.

Warum keine chemische Reinigung zur Dachentmoosung?

Größere Moosbüschel müssen vor dem eigentlichen Entfernen manuell, zum Beispiel mit einer Spachtel, gelöst werden. Denn die chemische Reinigung der Dachdeckung bietet sich nur an, wenn sich ein leichter Grünschimmer auf die Dachziegel gelegt hat. Mit einer Sofort-Wirkung ist aber auch dann nicht zu rechnen. Bis der Dachreiniger seine volle Wirkung entfaltet vergehen oft Monate.

Außerdem sollten Sie bei der chemischen Reinigung auch den gesundheitlichen Aspekt und die Auswirkungen auf die Umwelt betrachten: Der chemische Reiniger wirkt, indem er alle Mikroorganismen auf Ihren Ziegeln abtötet – mit dem nächsten Niederschlag landet das Wasser samt giftigem Reiniger im Kanal, in Ihrem Garten oder im Grundwasser. Außerdem schadet die Chemiekeule unter anderem Insekten oder Vögeln, die sich am Moos bedienen. Zuletzt müssen Sie selbst bei der Behandlung sehr vorsichtig vorgehen, da die meisten Dachziegel-Reiniger ätzend auf Haut, Haare, Kleidung und Atemwege wirken.

Warum keine mechanische Entfernung zur Dachentmoosung?

Die Reinigung mit Bürste oder Kelle ist sehr zeitaufwändig und körperlich anstrengend. Besonders dann, wenn Sie harte Borsten oder gar elektrische Drahtbürsten verwenden, ist auf jeden Fall mit einer Beschädigung der Dachziegel zu rechnen. Die angerauten Ziegel sind nicht mehr so witterungsbeständig und neigen in Zukunft noch schneller zum Vermoosen.



Fazit: Dachreinigung nur vom Profi durchführen lassen

Bei Moos und Flechten auf dem Dach handelt es sich meist nur um einen optischen Effekt. Probleme gibt es nur bei flächendeckenden, dichten Büscheln und dann auch nur, wenn das Regenwasser nicht mehr einwandfrei abfließen kann. In solchen Fällen sollte das Grünzeug entfernt werden, um mögliche Wasserschäden im Dachstuhl und Gemäuer zu vermeiden.

Wer die Reinigung selbst ausführen möchte und nicht über entsprechendes Experten-Knowhow verfügt, kann dabei mehr Schaden anrichten, als er Nutzen hat: Zerbrochene und aufgeraute Ziegelsteine sind nicht mehr witterungsbeständig, Feuchtigkeit im Dachstuhl und in der Dämmung kann Sie zu einer unvorhergesehenen Dachsanierung zwingen. Die Gesamtkosten können unter ungünstigen Umständen die Kosten einer Neueindeckung erreichen oder sogar übersteigen. Hinzu kommt die große Absturz- und Verletzungsgefahr. Aus diesen Gründen gehört die fachgerechte Dachreinigung unbedingt in die Hände erfahrener Dachdecker.

Über unseren Experten Lars Bercke

Logo des Dachdecker Betriebs BeDaG aus Rossau

Die Expertentipps zum Thema Moos auf dem Dach stammen von Lars Bercke. Er ist Inhaber des Betriebs BeDaG aus 09661 Rossau.

Hier finden Sie das Firmen-Profil von BeDaG Inhaber Lars Bercke.

Über unsere*n Autor*in
Judith Müller
Judith studierte Technikjournalismus und Technik-PR. Während ihres Studiums lernte sie beim Radio, bei der Zeitung und in der Kommunikationsabteilung eines Automobilzulieferers. Im Anschluss volontierte sie beim Immobilienportal Immowelt und schrieb dort unter anderem auch für den Hausbau-Ratgeber bauen.de.