Vor allem an der See gibt es auch heute noch das eine oder andere Reetdachhaus, welches mit seinem typischen Charme zu überzeugen weiß. Wenn auch Sie planen, Ihr Haus mit einem Reetdach einzudecken, erklären wir Ihnen unter anderem die Vor- und Nachteile des Reetdaches und gehen zudem auf die Kosten ein.
Alles auf einen Blick:
- Reet ist ein Schilfrohr und bietet als Dacheindeckungsmaterial eine hohe isolierende Wirkung.
- Reetdächer gibt es vor allem an der Nord- und Ostseeküste.
- Das Reet für Dächer muss zum großen Teil nach Deutschland importiert werden.
- Der Preis für Reetdächer liegt bei circa 100 bis 110 Euro pro Quadratmeter und ist damit deutlich teurer als die meisten Dächer, die mit Ziegeln eingedeckt werden.
Definition
Ein Reetdach besteht aus getrockneten Schilfrohren und ist vor allem an Küstenregionen zu finden. Hinter dieser besonderen Dachkonstruktion verbirgt sich eine tausend Jahre alte Handwerkstradition, die sich bis heute bewährt.
Was ist ein Reetdach?
Reet ist eine Schilfrohrart, welche bereits seit dem Mittelalter als Dacheindeckungsmaterial genutzt wird. Ein Reetdach ist also ein Dach, das mit Schilf eingedeckt wird. An der Nord- und Ostseeküste Deutschlands werden noch heute Dächer mit Reet eingedeckt.
Das Reet weist eine hohe isolierende Wirkung auf, sodass das Haus gleichzeitig gedämmt und vor Witterung geschützt wird. Das Reetdach kann als Kaltdach mit Hinterlüftung oder als Warmdach ohne Hinterlüftung gebaut werden.
Reetdächer zeichnen sich durch folgende Eigenschaften aus:
- Natürliches Material ohne Chemikalien
- nachwachsender, günstiger Rohstoff
- wärmedämmend
Die Eindeckung von Dächern mit Reet gilt als eine sehr alte Handwerkstechnik. Deshalb zählt sie inzwischen zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Wie ist das Reetdach entstanden?
Die ersten Reetdachdecker gab es bereits vor Hunderten von Jahren. Doch Reetdächer an sich gab es schon viel früher, und zwar ab der Jungsteinzeit. Schon damals wurden Behausungen, die sich in Küstennähe befanden, mit Reet eingedeckt. Dieser Rohstoff stand praktischerweise immer zur Verfügung und wies vorteilhafte Eigenschaften auf.
Für lange Zeit galt das Reetdach als Eindeckung für diejenigen, die sich kein modernes Dach mit Ziegeln leisten konnten. Hinzu kam der Umstand, dass Reet schnell Feuer fängt und hierdurch zur echten Gefahr werden kann.
Heute werden wieder vermehrt traditionelle Häuser mit Reet eingedeckt. Es eignet sich für unterschiedliche Dachformen. Jedoch sollte eine gewisse Neigung vorhanden sein. Auch Gauben können problemlos mit Reet eingedeckt werden.
Wie lange halten Reetdächer?
Die Lebensdauer von Reetdächern ist von unterschiedlichen Faktoren abhängig und kann stark schwanken. Kommt es beispielsweise zu einem starken Mooswachstum oder fegt ein Sturm durch die Stadt, kann es sein, dass das Reetdach nur bis zu zehn Jahre alt wird. Im Durchschnitt besitzen Dächer aus Reet eine Lebenszeit von 25 bis 40 Jahre. Reetdächer können aber auch mehrere Jahrzehnte alt werden. Vor allem die Witterung ist entscheidend.
Diese Faktoren beeinflussen die Haltbarkeit von Reetdächern:
- Sturm und Blitzeinschläge
- Pilzbefall
- Schimmel- oder Algenbefall
- Witterung
- professionelle Bauweise
- sorgfältige Planung
Vorteile und Nachteile
Ein Dach aus Schilfrohr verleiht Ihrem Haus das gewisse Etwas und sorgt für eine optimale Schall- und Wärmeisolierung. Jedoch ist ein Reetdach mit hohen Kosten verbunden und benötigt eine gewissenhafte Pflege.
Welche Vorteile gibt es bei Reetdächern?
Reet ist flexibel, fest und gleichzeitig tragfähig. Die sind ideale Eigenschaften, um es selbst bei einer älteren Dachkonstruktion problemlos verwenden zu können. Das Schilfrohr verhindert ebenso das Eindringen von Regenwasser in das Haus. Die Voraussetzung hierfür ist, dass das Reet weder verschimmelt noch von Pilzen befallen ist, denn diese können die natürliche Schutzbarriere angreifen und dafür sorgen, dass das Dach verrottet.
Reet isoliert gut und sorgt daher sowohl im Sommer als auch im Winter für angenehme Temperaturen im Haus. Durch die Atmungsaktivität des Schilfs entsteht zudem ein angenehmes Raumklima, auch ohne weitere Hinterlüftung. Reet sorgt nicht nur für eine optimale Wohntemperatur und verhindert, das Feuchtigkeit eindringt. Es dient auch dem Schallschutz, der sich ebenfalls aufgrund der guten isolierenden Wirkung ergibt.
Abgesehen davon hat das Reet einen unverwechselbaren Charme, der über Generationen hinweg zu begeistern weiß und für eine Jahrtausend lange Tradition steht.
Vorteile in der Übersicht:
- natürliches, nachwachsendes Material
- flexibel und tragfähig
- für diverse Dachkonstruktionen geeignet
- gute isolierende Eigenschaften hinsichtlich Temperatur und Schall
- angenehmes Wohnklima
- einzigartige Optik und langjährige Tradition
Welche Nachteile gibt es?
Ein Nachteil sind die hohen Baukosten, die für das Reetdach anfallen. Obwohl das Reet im Grunde ein günstiger, natürlicher Baustoff ist, spielen bei den Baukosten vor allem die Handwerkerleistungen eine erhebliche Rolle. Dies hängt damit zusammen, dass es nur noch sehr wenige Dachdecker gibt, die sich mit dieser Bauweise auskennen. Zudem wird das Reet meist nach Deutschland importiert, da wir hierzulande nicht über ausreichende Mengen verfügen.
Nicht zu unterschätzen sind zudem die Kosten für Pflege und Wartung. Einmal pro Jahr sollte ein erfahrener Dachdecker das Reet begutachten, um frühzeitig einen Pilz-, Schimmel- oder Moosbefall festzustellen und ihn umgehend zu beseitigen. Andernfalls wird das Dach undicht und Feuchtigkeit kann eindringen. Auch andere Schädlinge können durch eine jährliche Überprüfung gefunden werden.
Des Weiteren fallen für ein Reetdach zusätzliche Kosten für Versicherungen an. Schließlich sind Reetdächer anfällig für Sturm- und Feuerschäden.
Nachteile in der Übersicht:
- Reet muss aus dem Ausland importiert werden
- Dacheindeckung ist sehr teuer
- regelmäßige Pflege und Wartung notwendig
- teure Versicherungen
Kosten
Im Vergleich zu einem herkömmlichen Ziegeldach zahlen Sie für ein Reetdach doppelt so viel. Es gibt nur noch wenige Handwerksbetriebe, die eine Dacheindeckung mit Reet anbieten. Das ist unter anderem ein Grund für den hohen Preis.
Welche Faktoren beeinflussen den Preis?
Die Bauphase für ein Reetdach dauert deutlich länger als die für ein herkömmliches Ziegeldach. Zudem gibt es nur noch eine Handvoll von Experten, die mit der traditionellen Handwerkstechnik vertraut sind.
Folgende Kriterien beeinflussen die Kosten für den Bau des Reetdachs:
- Qualität des Reets
Diesbezüglich gibt es erhebliche Unterschiede. Deshalb sollten Sie sich bei der Auswahl des hochwertigen Reets auf einen erfahrenen Dachdecker verlassen.
- Arbeitszeit des Handwerkers
Die Handwerkerleistungen werden in der Regel nach einem Stundensatz berechnet. Dieser liegt bei Reetdachdeckern meist deutlich höher als bei einem klassischen Dachdecker. Das liegt vor allem, dass es nur noch wenige Dachdecker gibt, die sich mit Reet auskennen.
Hinzu kommt, dass das Eindecken eines Reetdaches etwa fünfmal länger dauert als das Eindecken eines Ziegeldaches.
- Dachaufbau und Dachform
Ein einfaches Satteldach kann innerhalb kurzer Zeit eingedeckt werden. Handelt es sich jedoch um eine komplizierte Dachform und müssen beispielsweise Gauben eingedeckt werden, erhöht sich der Aufwand erheblich, was sich auch in den Baukosten widerspiegelt.
Wie viel kostet ein Reetdach?
Bei einem klassischen Dach ist es möglich, einen pauschalen Quadratmeterpreis anzugeben. Das ist beim Reetdach nicht so einfach. Schließlich gibt es bei dieser Form der Dacheindeckung zahlreiche Faktoren, die beachtet werden müssen. Ein Reetdach kostet in der Regel mindestens doppelt so viel wie ein klassisches Dach, welches mit Ziegeln ausgestattet wird.
Die Kosten für eine Dacheindeckung mit Reet liegen bei circa 100 bis 110 Euro pro Quadratmeter. Hinzu kommen noch die Folgekosten für das Instandhalten eines Reetdachs.
Fazit
Das Reetdach hat eine außergewöhnliche Optik und ist aufgrund seiner langen Tradition in den deutschen Küstengebieten noch heute beliebt. Es ist flexibel, witterungsbeständig und wirkt besonders isolierend. Als nachteilig erweisen sich jedoch die hohen Kosten, die beim Bau eines Reetdaches entstehen. Auch das Instandhalten und die Pflege sind mit einem zusätzlichen Kostenaufwand verbunden.