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Dacharten

Dachformen: Aufbau, Konstruktionen & Eigenschaften

Simone Blaß
Verfasst von Simone Blaß
Zuletzt aktualisiert: 20. Mai 2025
Lesedauer: 18 Minuten
© Elena Alex photo / istockphoto.com

Die Dachform eines Gebäudes ist weit mehr als ein rein technisches Konstrukt. Sie ist ein prägendes Gestaltungselement, das maßgeblich über den Charakter und die Ausstrahlung eines Hauses entscheidet. Ob traditionell oder avantgardistisch, schlicht oder markant: Das Dach verleiht jedem Bauwerk seine unverwechselbare Silhouette und trägt damit wesentlich zur architektonischen Identität bei. Doch nicht nur die Optik spielt eine Rolle. Die Wahl der Dachform beeinflusst zahlreiche funktionale Aspekte wie Wohnqualität, Energieeffizienz, Baukosten oder Nutzbarkeit des Dachraums. Die Bandbreite an Möglichkeiten ist dabei beeindruckend. Vom minimalistischen Flachdach über das klassische Satteldach bis hin zu eleganten Mansarddächern oder futuristisch anmutenden Tonnendächern – jede Variante bringt ihre ganz eigenen gestalterischen und praktischen Potenziale mit sich.

Alles auf einen Blick: 

  • Dachformen bestimmen die äußere Erscheinung eines Gebäudes maßgeblich und prägen dessen architektonischen Charakter.
  • Von traditionell bis futuristisch gibt es eine große Vielfalt an Dacharten, die sich in Konstruktion, Ästhetik und Funktion unterscheiden.
  • Die Dachkonstruktion ist das tragende Fundament jeder Dachform und beeinflusst stark deren Funktionalität.
  • Die gewählte Dachart beeinflusst nicht nur das Erscheinungsbild eines Gebäudes, sondern wirkt sich auch auf die Position der Dachkante, die zulässige Traufhöhe und die Gestaltung des Grundrisses aus. Sie sollte sorgfältig auf den Gebäudetyp und Standort abgestimmt werden.
  • Welche Dachformen für Ihr Dachgeschoss zulässig sind, wird häufig durch den Bebauungsplan geregelt, der gestalterische Vorgaben und örtliche Bauvorschriften festlegt.

Was versteht man unter einer Dachform?

Es gibt zahlreiche verschiedene Dachformen beziehungsweise Dacharten, die alle durch die Dachkonstruktion entstehen. Es handelt sich also um die geometrische Grundform des Daches. Dabei kann es vorkommen, dass bei einem Gebäude mehrere Dachformen miteinander kombiniert werden. 

Was ist der Unterschied zwischen Dachform, Dachkonstruktion und Dachneigung? 

Dachform: beschreibt das äußere Erscheinungsbild wie Satteldach, Walmdach oder Flachdach

Dachneigung: gibt an, wie steil die Dachflächen zur Horizontalen geneigt sind, meist als Winkel in Grad; beeinflusst die Optik und Funktion des Daches, z. B. wie gut Regen oder Schnee ablaufen können

Dachkonstruktion: ist das tragende Gerüst des Daches, also der technische Aufbau, der die Dachform und die gewünschte Neigung ermöglicht, z. B. als Sparren- oder Pfettendach

Die drei Begriffe bedingen sich gegenseitig, denn die gewählte Dachform legt bestimmte Bereiche für die Dachneigung fest. Ein Flachdach hat beispielsweise eine sehr geringe Neigung, während ein Satteldach steilere Flächen und charakteristische Giebel aufweisen kann. Die Dachneigung wiederum beeinflusst, welche Dachkonstruktion technisch sinnvoll und statisch möglich ist, da beispielsweise steilere Dächer andere Anforderungen an das Tragwerk stellen als flache Dächer. Zusammen bestimmen diese drei Aspekte das Aussehen, die Funktionalität und die bauliche Umsetzung des Daches.

WAS IST EIN GIEBEL?
Ein Giebel ist die obere Wandfläche eines Gebäudes, die zwischen den geneigten Dachflächen an der Stirnseite entsteht, meist in Form eines Dreiecks. Er prägt das äußere Erscheinungsbild und fehlt bei Dachformen wie dem Walmdach, bei denen alle Dachseiten geneigt sind.

Wie wirkt sich die Dachform auf das äußere Erscheinungsbild aus? 

Die Dachform bestimmt die Silhouette eines Hauses und damit oft den ersten Eindruck. Sie verleiht dem Gebäude Charakter, wirkt einladend oder markant und lässt bereits von außen Rückschlüsse auf den Stil, die Funktionalität und den architektonischen Anspruch des Hauses zu.

DachartStilklassische Eignung
Satteldachtraditionell, bodenständig, vertraut  Einfamilienhäuser
Walmdachwertig, repräsentativHäuser in Küsten- und Gebirgsregionen
Flachdachpuristisch, modernminimalistische Architektur
Pultdachinnovativ, asymmetrischNeubauten mit Loftcharakter
Mansarddach elegant, klassischStadtvillen
Zeltdachsymmetrisch, kompaktHäuser mit quadratischen Grundrissen
Sheddach, auch Scheddach genanntindustriell, lichtdurchflutetWerkhallen, Ateliers, moderne Wohn- und Gewerbebauten
Tonnendachfuturistisch, auffälligbesondere architektonische Statements und Tiny Houses

Dachformen: Welche Rolle spielt der Bebauungsplan? 

Bevor Sie sich für eine Dachform entscheiden, sollten Sie unbedingt einen Blick in den Bebauungsplan der Gemeinde oder Stadt werfen. Darin ist oft festgelegt: 

  • welche Dachformen erlaubt oder vorgeschrieben sind (z.B. „Satteldach mit 38 bis 45 Grad Neigung“)
  • ob Flachdächer oder ausgefallenere Formen wie Tonnendächer zulässig sind
  • welche Materialien erlaubt sind
  • ob Gauben oder Dachterrassen gestattet werden

In Neubaugebieten sind die Vorgaben meist klar formuliert, in gewachsenen Ortskernen können Gestaltungssatzungen hinzukommen, die das Ortsbild bewahren sollen. Ein Architekt oder Bauplaner hilft hier, rechtssicher und gleichzeitig kreativ zu planen. Aber auch ein örtlich ansässiger Dachdeckerbetrieb kann Ihnen hier weiterhelfen und Sie gut beraten.



Welche Dachkonstruktionen gibt es?

Die Dachkonstruktion ist das tragende Gerüst eines Daches und bildet das statische Rückgrat jeder Dachform, ob geneigt oder flach. Sie bestimmt

  • die äußere Gestalt eines Gebäudes,
  • dessen Funktionalität,
  • die Nutzbarkeit des Dachraums sowie
  • die Witterungsbeständigkeit.

Je nach Gebäudeart, Spannweite, architektonischem Anspruch und klimatischen Bedingungen kommen unterschiedliche Konstruktionstypen wie

  • Sparrendach, 
  • Pfettendach,
  • Binderdach oder
  • Flachdach

zum Einsatz. Die Wahl der passenden Konstruktion beeinflusst entscheidend Tragfähigkeit, Baukosten, Dämmung und Gestaltungsmöglichkeiten im Innenraum des Dachgeschosses. Wer ein Dach plant oder saniert, trifft hier eine der wichtigsten bautechnischen Grundentscheidungen.

Sparrendach

Das Sparrendach ist eine traditionelle und weit verbreitete Dachkonstruktion, bei der die gegenüberliegenden Sparren sich im Dachfirst gegenseitig abstützen. Die Lasten (zum Beispiel durch Schnee, Eigengewicht oder Eindeckung) werden direkt über die Sparren in die Außenwände geleitet.

  • Aufbau: zwei geneigte Sparren bilden ein „Sparrenpaar“, oft verbunden durch einen Deckenbalken oder Kehlbalken
  • typisch für: kleine bis mittlere Spannweiten, einfache Grundrisse
  • Vorteile: Konstruktion ohne Stützen, freier Dachraum, relativ einfach umzusetzen
  • Nachteile: begrenzte Spannweite; bei großer Dachneigung oder Last gegebenenfalls statisch nicht ausreichend
GUT ZU WISSEN:
Wenn Sie den Sparrenabstand berechnen möchten, dann handelt sich das um eine entscheidende statische Berechnung, die Sie besser einem Profi wie einem Architekten oder einem Statiker überlassen sollten. 

Pfettendach

Beim Pfettendach stützen sich die Sparren nicht gegenseitig ab, sondern lagern auf horizontalen Trägern, den Pfetten. Diese können auf Zwischenwänden oder Stützen im Inneren des Gebäudes ruhen.

  • Aufbau: längs verlaufende Pfetten (First-, Mittel-, Fußpfette), auf denen die Sparren aufliegen
  • typisch für: längere Dachflächen, größere Spannweiten, variable Grundrisse
  • Vorteile: flexibler Grundriss, gut für Umbauten oder Dachfenster geeignet
  • Nachteile: erfordert Stützen im Innenraum (z.B. in tragenden Wänden oder durch Ständerwerke)

Binderdach 

Das Binderdach, auch als Fachwerkdach oder Tragwerksbinder bezeichnet, nutzt industriell vorgefertigte Fachwerke aus Holz, Stahl oder Holz-Stahl-Kombinationen. Diese Konstruktionen ermöglichen sehr große Spannweiten ohne tragende Innenwände.

  • Aufbau: vorgefertigte Dreiecks- oder Fachwerkelemente (Binder) mit Zug- und Druckzonen
  • typisch für: Gewerbebauten, Hallen, Supermärkte, Schulgebäude, große Wohnhäuser
  • Vorteile: hohe Spannweite, kosteneffizient, schneller Aufbau
  • Nachteile: eingeschränkte Dachraumnutzung, individuelle Umbauten kaum möglich

Flachdachkonstruktionen 

Beim Flachdach ist die Dachneigung sehr gering. Der statische Aufbau besteht meist aus einer Betondecke oder Holzbalkenlage mit mehrschichtigem Dachaufbau. Entscheidend ist der Feuchtigkeits- und Wärmeschutz, weshalb man zwischen drei Varianten unterscheidet:

Warmdach 

  • Aufbau: Tragkonstruktion – Dampfsperre – Wärmedämmung – Abdichtung
  • Vorteil: einfacher Aufbau; geringe Aufbauhöhe
  • Nachteil: keine Hinterlüftung; daher Risiko von Feuchteschäden bei Undichtigkeit

Kaltdach 

  • Aufbau: zwei Dichtebenen mit belüftetem Luftraum dazwischen
  • Vorteil: Feuchtigkeit kann durch Hinterlüftung abgeführt werden; höhere Dauerhaftigkeit bei richtiger Ausführung
  • Nachteil: komplexerer Aufbau; mehr Konstruktionshöhe; Gefahr von Tauwasser, wenn Lüftung nicht ausreichend ist

Umkehrdach

  • Aufbau: Abdichtung – Wärmedämmung – Schutzschicht (z. B. Kies)
  • Vorteil: Abdichtung liegt geschützt unter der Dämmung; dadurch langlebiger; gute Eignung für begehbare oder begrünte Dächer
  • Nachteil: spezielle (feuchteunempfindliche) Dämmstoffe erforderlich (z. B. XPS); höherer Materialaufwand; eventuell erschwerte Begehbarkeit, je nach Oberflächengestaltung

Welche Dachkonstruktion ist die richtige? 

Kriteriumempfohlene Dachkonstruktion
einfache Wohnbauten wie EinfamilienhäuserSparrendach
größere WohnhäuserPfettendach
weite SpannweiteBinderdach
Dach als Wohnraum nutzenSparrendach oder Pfettendach mit Gauben oder Dachbalkonen
Dach als Terrasse nutzenFlachdach (Warm- oder Umkehrdach)
günstige, schnelle Bauweisevorgefertigtes Binderdach
flexible GrundrissePfettendach


Welche Dachformen gibt es?

Illustration verschiedener Dachformen mit Beschriftung: Walmdach, Zeltdach, Satteldach, Pultdach, Krüppelwalmdach, Vieleckenwalmdach, Flachdach, Sheddach, versetztes Pultdach, Schleppdach, Mansardendach, Mansardenwalmdach.
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Die 7 wichtigsten Dachformen

Walmdach

  • geneigte Dachflächen an allen vier Seiten, keine Giebel
  • Dachneigung meist zwischen 25 und 35 Grad
  • besonders windstabil und gut auch bei rauer Witterung
  • gut für stark wetterbeanspruchte Regionen geeignet
  • meist mit Ziegeln oder Schiefer eingedeckt
  • der Dachraum ist eingeschränkt nutzbar
  • ein Fußwalmdach ist eine spezielle Variante des Walmdachs, bei der die geneigten Dachflächen (Walme) an den Stirnseiten nur über den unteren Bereich des Giebels reichen, während der obere Teil als senkrechte Giebelspitze sichtbar bleibt

Krüppelwalmdach

  • Satteldach mit verkürzten, abgeschrägten Giebelseiten
  • Neigung oft ein wenig steiler als beim Walmdach
  • Eindeckung erfolgt typischerweise mit Ziegeln oder Schiefer

Vieleckenwalmdach (polygonales Walmdach) 

  • meist über mehreckige Grundrisse wie bei Türmen oder Erkern
  • alle Seiten sind geneigt
  • Neigung etwa 30 bis 40 Grad
  • Eindeckung häufig mit Schiefer oder Ziegeln
  • kaum nutzbarer Dachraum

Pultdach 

  • ein Pultdach hat ein einseitig geneigtes Dach
  • typische Neigung von 10 bis 30 Grad
  • besonders geeignet für moderne Architektur und Photovoltaikanlagen
  • Eindeckung mit Ziegeln, Metall oder Bitumen

versetztes Pultdach

  • zwei gegeneinander versetzte Pultdächer mit unterschiedlicher Höhe
  • moderne Optik
  • Dachneigung ähnlich wie beim einfachen Pultdach
  • Eindeckung oft mit Metall oder Ziegel

Flachdach

  • Dach mit geringer Neigung (meist weniger als 5 Grad)
  • begehbar, sofern statisch dafür vorgesehen
  • als Dachterrasse nutzbar
  • Eindeckung mit Bitumen, Folien oder Gründach
  • im Gegensatz zum Steildach ist kein zusätzlicher Wohn- oder Stauraum unter dem Dach möglich

Sheddach, auch Scheddach

  • mehrere aneinandergereihte Pultdächer mit steiler Nord- und flacher Südfassade
  • ideal für gleichmäßiges Nordlicht
  • besonders bei Werkhallen eingesetzt
  • Neigung individuell
  • Eindeckung mit Ziegeln, Metall oder auch Glas

Schleppdach 

  • Erweiterung eines bestehenden Daches mit einem flacher geneigten Anbau
  • dient oft als Überdachung für Anbauten oder als Dachdeckung für Carports
  • beim Schleppdach erfolgt eine Eindeckung wie beim Hauptdach

Zeltdach 

  • Spezialform des Walmdachs mit vier gleich langen Dachflächen, die sich in einem Punkt treffen
  • keine Giebel
  • geeignet für quadratische Grundrisse
  • Neigung meist 25 bis 35 Grad
  • Eindeckung mit Ziegeln oder Schiefer

Mansarddach

  • steiler unterer und flacher oberer Teil
  • Neigung beim Mansarddach unten circa 60 Grad, oben circa 30 Grad
  • großzügiger nutzbarer Dachraum
  • häufig mit Gauben kombiniert
  • Eindeckung mit Ziegeln oder Schiefer

Mansardenwalmdach

  • Kombination aus Mansardendach und Walmdach
  • vier geneigte Dachflächen
  • unten steil, oben flach
  • höchste Raumausnutzung
  • Eindeckung meist mit Schiefer oder Ziegel

Satteldach 

  • zwei geneigte Dachflächen, die im Innenraum die klassischen Dachschrägen ergeben
  • Neigung zwischen 30 und 60 Grad, in Mitteleuropa meist 38 bis 45 Grad, damit Regenwasser schnell abläuft und sich Schnee nicht in großen Mengen auf dem Dach ansammelt
  • Eindeckung beim Satteldach häufig mit Ziegeln oder Metallprofilen
Schon gewusst?
Im Gegensatz zum klassischen Satteldach mit mittigem First verlaufen beim Schmetterlingsdach die Dachflächen nach innen und bilden an den äußeren Kanten zwei parallele Firste, was der Form von Schmetterlingsflügeln ähnelt. Beim Grabendach werden mehrere solche Schmetterlingsdächer aneinandergereiht, sodass die geneigten Dachflächen nicht wie beim Satteldach nach außen, sondern nach innen zur Dachmitte hin abfallen und sich dort am tiefsten Punkt, dem sogenannten Graben, treffen. Ein Kreuzdach dagegen ist eine Dachform, die entsteht, wenn sich zwei Satteldächer rechtwinklig kreuzen, meist bei Gebäuden mit einem kreuzförmigen oder T-förmigen Grundriss. Kreuzdächer werden häufig bei Kirchen, größeren Wohnhäusern oder öffentlichen Gebäuden verwendet, um verschiedene Gebäudeteile architektonisch miteinander zu verbinden.


Vorteile und Nachteile der gängigen Dachformen

DachformVorteileNachteile
Walmdach
  • hohe Stabilität
  • gute Ableitung von Regen und Schnee
  • komplexer Aufbau
  • teurer als Satteldach
Krüppelwalmdach
  • bessere Dachraumnutzung als beim Vollwalmdach
  • gleichzeitig windstabiler als ein Satteldach
  • aufwändiger in Planung und Ausführung
Vieleckenwalmdach
  • architektonisch reizvoll
  • hoher konstruktiver Aufwand
Zeltdach
  • gute Wetterbeständigkeit
  • geringe Dachraumnutzung
  • hoher Konstruktionsaufwand
Satteldach
  • einfache Konstruktion
  • kostengünstig
  • gute Dachraumnutzung (z. B. durch Gauben)
  • weniger windstabil als Walmdach
Pultdach
  • einfache Entwässerung
  • gute Dachraumnutzung
  • windanfälliger als Satteldach
  • optisch weniger traditionell
versetztes Pultdach
  • gute Lichtausnutzung
  • kreative Architektur
  • aufwendigere Konstruktion
  • leichter entstehende Wärmebrücken
Flachdach
  • kein Raum unter dem Dach
  • als Dachgarten verwendbar
  • moderne Ästhetik
  • hohe Anforderungen an Abdichtung und Wartung
  • anfällig für Undichtigkeiten
Sheddach
  • optimale Tageslichtnutzung
  • komplexe Konstruktion
  • höherer Wartungsaufwand
Schleppdach
  • einfache Ergänzung
  • optisch oft unsymmetrisch
  • begrenzte Nutzung des Dachraums
Mansarddach
  • fast vollständige Raumnutzung
  • aufwendige und damit teurere Dachkonstruktion
Mansardenwalmdach
  • elegantes Design
  • viel Wohnraum
  • technisch anspruchsvoll
  • kostspielig

Das Bogendach: eine Besonderheit unter den Dachformen

Modernes Wohngebäude mit hellem Putz und einem abgerundeten Tonnendach aus Metall. Am Himmel ist der Mond zu sehen.
Das Tonnendach zeichnet sich durch seine bogenförmige Konstruktion aus, die große Spannweiten ohne Stützen ermöglicht © franconiaphoto / istockphoto.com

Ein Bogendach, auch Tonnendach genannt, besteht aus gebogenen Trägern oder Spannkonstruktionen, die es ermöglichen, große Flächen ohne Stützen zu überdecken. Das schafft offene, großzügige Raumwirkungen und wird daher besonders bei Hallen, Lagergebäuden oder modernen Wohnbauten mit loftartigem Charakter geschätzt. Die Dachneigung ergibt sich aus dem Radius des Bogens und unterscheidet sich grundlegend von den typischen Neigungen klassischer Dachformen wie Sattel- oder Pultdächern. Regenwasser wird durch den natürlichen Schwung des Daches abgeleitet. In schneereichen Regionen sind jedoch zusätzliche statische Vorkehrungen notwendig, um Schneelasten sicher abzuführen. Die Wahl von Materialien und Eindeckung richtet sich nach Nutzung und Dachform. Häufig verwendet werden Metallbleche (zum Beispiel Aluminium oder verzinkter Stahl), Kunststoffplatten oder moderne Dachmembrane. Bei Bedarf an natürlichem Lichteinfall kommen auch Glas oder transluzente Kunststoffe zum Einsatz, die helle, lichtdurchflutete Innenräume ermöglichen.

Ein wesentlicher Vorteil liegt in der statistischen Effizienz: Die bogenförmige Konstruktion sorgt für eine besonders stabile Lastverteilung und hohe Windbeständigkeit. Gleichzeitig bietet der großzügige Innenraum ideale Voraussetzungen für moderne Belichtungs- und Belüftungskonzepte, etwa durch Lichtbänder im Scheitelbereich des Daches. Allerdings erfordert das Bogendach auch einen höheren Planungs- und Fertigungsaufwand. Die spezielle Geometrie verlangt nach individuellen statischen Berechnungen, maßgefertigten Bauelementen und handwerklicher Präzision. Das führt zu höheren Baukosten, die sich jedoch durch architektonischen Mehrwert und funktionale Vorteile vielfach rechtfertigen lassen.

Ein möglicher Nachteil ist die eingeschränkte Dachraumnutzung, insbesondere wenn klassische Raumformen mit geraden Wänden gewünscht sind. Dieser Nachteil lässt sich jedoch durch angepasste Innenausbau-Lösungen, etwa mit Ständerwerk, gut kompensieren.

Wichtige Eigenschaften der Dachformen im Vergleich

DachformWohnraumgewinnWetterbeständigkeitSolartauglichkeitBaukosten & WartungGenehmigung & Bauvorschriften
Satteldachhochmittel bis hochmittel bis hochgering bis mittelStandard, daher meist problemlos
Walmdachgeringsehr hochgeringhochregional unterschiedlich
Pultdachmittelmittelsehr hochgering bis mittelStandard, daher meist problemlos
Flachdachkeiner, außer bei Dachgartengering bis mittelsehr hochmittelAuflagen je nach Nutzung (z. B. Dachgarten)
Mansarddachsehr hochhochgeringsehr hochhäufig genehmigungspflichtig
Zeltdachgeringsehr hochgeringmittelnur in bestimmten Baugebieten möglich
Tonnendachmittelhochgering bis mittelhochEinzelfallprüfung notwendig

Die Wahl der richtigen Dachform ist eine der wichtigsten Entscheidungen beim Hausbau oder bei der Sanierung. Sie sollte keinesfalls ohne fachkundige Beratung getroffen werden. Denn was auf den ersten Blick nur eine gestalterische Frage zu sein scheint, ist in Wahrheit ein komplexes Zusammenspiel aus

  • Technik,
  • Statik,
  • Nutzung,
  • Vorschriften und
  • Wirtschaftlichkeit.

Ein erfahrener Dachprofi weiß genau, welche Dachformen für Ihr Gebäude infrage kommen. Denn nicht jede Konstruktion passt zu jedem Grundriss oder Tragwerk, und nicht jede Idee ist statisch realisierbar. Vor allem bei größeren Spannweiten, außergewöhnlichen Bauformen oder bestimmten Materialien sind spezielle Kenntnisse gefragt, damit die Konstruktion sicher, stabil und langfristig tragfähig ist.

Auch die spätere Nutzung spielt eine zentrale Rolle: Wie viel Wohnraum lässt sich unter dem Dach schaffen? Eignet sich die Form für Solaranlagen? Wie gut lässt sich das Dach dämmen oder belüften? Ein Fachmann denkt an genau diese Punkte und findet oft Lösungen, die deutlich mehr Wohnqualität und Effizienz bringen. Darüber hinaus kennt der Profi die örtlichen Gegebenheiten: Ist das Haus in einer windreichen Gegend geplant? Gibt es Schneelastzonen oder Starkregenrisiken? All diese klimatischen Einflüsse wirken direkt auf die Dachform ein und müssen bei Planung und Materialwahl berücksichtigt werden. Nicht zu unterschätzen ist auch die wirtschaftliche Seite. Denn manche Dachformen mögen auf den ersten Blick günstig wirken, verursachen aber später hohe Wartungs- oder Sanierungskosten. Ein erfahrener Berater kann realistisch einschätzen, wie sich Bau- und Betriebskosten über die Jahre entwickeln und worauf man besser verzichtet.

Ein weiterer Punkt: das Baurecht. In vielen Gemeinden sind bestimmte Dachformen vorgeschrieben oder eingeschränkt, etwa durch Bebauungspläne, Gestaltungssatzungen oder Ensembleschutzgebiete. Wer ohne Rücksprache plant, riskiert kostspielige Umplanungen oder Verzögerungen bei der Baugenehmigung. Ein Profi kennt diese Regelungen und weiß, wie man genehmigungsfähig plant. Und nicht zuletzt prägt das Dach den Charakter eines Hauses. Ein durchdachtes Dachkonzept steigert nicht nur die Funktionalität, sondern auch den architektonischen Wert und die Attraktivität der Immobilie: Ein Punkt, der besonders bei Wiederverkauf oder Vermietung zählt.



Kostenvergleich verschiedener Dachformen

Das Flachdach ist bei den reinen Baukosten die günstigste Dachform, da es eine einfache Konstruktion hat, keine teuren Dachziegel benötigt und die Eindeckung sowie Dämmung weniger aufwendig sind. Allerdings sind die Wartungs- und Instandhaltungskosten beim Flachdach höher, da es anfälliger für Undichtigkeiten ist und regelmäßige Kontrollen sowie Reparaturen erfordert. Das Satteldach gilt als die günstigste klassische Steildachform und ist besonders bei den Gesamtkosten (inklusive Wartung) oft wirtschaftlicher als das Flachdach. 

Die folgende Tabelle gibt nur Durchschnittswerte an – die Preise variieren je nach Region und Anbieter. Zusatzkosten für Gauben, Dachfenster, Dachüberstände, Entwässerung und Gerüst sind nicht enthalten und können die Kosten erhöhen.

DachformRohbau pro m²Dämmung pro m²Eindeckung pro m²Gesamtkosten für 100 m²
Flachdach40 bis 50 Euro60 bis 70 Euro50 bis 60 Euro15.000 bis 18.000 Euro
Satteldach60 bis 70 Euro60 bis 70 Euro25 bis 50 Euro14.500 bis 19.000 Euro
Walmdach90 bis 100 Euro60 bis 70 Euro50 bis 60 Euro20.000 bis 23.000 Euro
Pultdach55 bis 65 Euro60 bis 70 Euro40 bis 50 Euro15.500 bis 18.500 Euro
Mansarddach100 bis 200 Euro70 bis 80 Euro60 bis 80 Euro23.000 bis 36.000 Euro
Zeltdach90 bis 110 Euro60 bis 70 Euro50 bis 60 Euro20.000 bis 24.000 Euro
Tonnendach95 bis 130 Euro65 bis 80 Euro60 bis 90 Euro22.000 bis 30.000 Euro

Diese Werte sind Durchschnittswerte und können je nach Region, Materialwahl und spezifischen Bauanforderungen variieren. Hinzu kommt: Die Preise gelten für Neubauten und können bei Sanierungen weiter abweichen. Zusätzliche Kosten wie Dachfenster, Gauben, Dachentwässerung etc. sind ebenfalls nicht enthalten. Für eine genaue Kostenschätzung ist es ratsam, Angebote von lokalen Unternehmen einzuholen.

Fördermöglichkeiten

Dachformen wie Satteldächer, Flachdächer und Gründächer können energieeffizientes Bauen begünstigen und werden dann entsprechend gefördert. Satteldächer bieten durch ihre Neigung eine bessere Möglichkeit zur natürlichen Belüftung und zur Installation von Photovoltaik- oder Solarthermieanlagen, was die Energiebilanz des Hauses verbessert. Gründächer tragen ebenfalls zur Energieeffizienz bei, da sie die Wärmedämmung erhöhen und das Mikroklima verbessern.

Für Dämmmaßnahmen, wie sie bei Satteldächern und Flachdächern erforderlich sind, gibt es immer wieder lukrative Fördertöpfe. Zudem können spezielle Förderungen für Gründächer oder die Installation von Photovoltaik- und Solarthermieanlagen in Anspruch genommen werden, insbesondere wenn diese zur Verbesserung der Energieeffizienz des Hauses beitragen. Es empfiehlt sich, die aktuellen Programme bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) oder dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) zu überprüfen.

Fazit

Die Wahl der Dachform ist weit mehr als eine gestalterische Entscheidung. Sie beeinflusst maßgeblich die Funktionalität, Energieeffizienz, Kosten und den Charakter eines Gebäudes. Ob traditionelles Satteldach, modernes Flachdach, elegantes Mansarddach oder außergewöhnliches Tonnendach: Jede Form bringt ihre eigenen Vor- und Nachteile mit sich – in Bezug auf Wohnraumnutzung, Witterungsschutz, Solartauglichkeit, Bauaufwand und regionale Vorschriften. Die optimale Dachform ergibt sich nicht nur aus dem persönlichen Geschmack, sondern vor allem aus der Kombination vonbaulichen Gegebenheiten, Nutzungszielen, Budget und rechtlichen Rahmenbedingungen. Die Entscheidung wird maßgeblich davon beeinflusst, was in einem Baugebiet erlaubt ist, wie viel Raum benötigt wird, ob eine Photovoltaikanlage geplant ist oder ob das Dach begehbar oder begrünt sein soll.

Wer frühzeitig mit einem Dachprofi plant, spart nicht nur Zeit und Geld, sondern findet auch die Lösung, die funktional, wirtschaftlich und gestalterisch überzeugt. Denn am Ende ist die gewählte Dachform nicht nur Schutz, sondern wesentlicher Teil der architektonischen Identität Ihres Hauses.

Dachformen: Häufig gestellte Fragen

Kann man die Dachform auch nachträglich ändern? 

Grundsätzlich kann man die Dachform nachträglich ändern, aber: Das ist bautechnisch anspruchsvoll, genehmigungspflichtig und oft mit hohen Kosten verbunden. Ob eine Änderung möglich und sinnvoll ist, hängt stark vom Gebäude, der bestehenden Dachkonstruktion und den örtlichen Bauvorschriften ab.

Welche Dachformen sind für Tiny Houses oder modulare Bauweisen besonders geeignet?

Bei kompakten, modularen oder mobilen Wohnformen werden vor allem Pultdächer und Flachdächer eingesetzt, da sie platzsparend und einfach zu errichten sind.

Welche Dachformen sind besonders umweltfreundlich?

Begrünte Flachdächer, Dächer mit nachhaltigen Eindeckungen wie Solardachziegeln und energieeffiziente Dachaufbauten bieten ökologische Vorteile.

Über unsere*n Autor*in
Simone Blaß
Simone studierte Germanistik, Psychologie und Soziologie und absolvierte danach ein Volontariat bei einem lokalen Fernsehsender. Nach Zwischenstationen beim Radio und in einer PR-Agentur arbeitete sie viele Jahre als freiberufliche Redakteurin für Online-Portale und Agenturen.