Je nachdem, für welche Art von Dachform Sie sich bei Ihrem Haus entscheiden, muss unter Umständen ein sogenannter Gratsparren eingebaut werden. Nachfolgend erklären wir Ihnen, worum es sich dabei handelt, wie sich dieser Sparren von anderen Varianten unterscheidet, wie er angerissen wird und welche Rolle der Hexenschnitt dabei spielt.
Alles auf einen Blick:
- Gratsparren bilden einen wichtigen Teil des Daches. Der Grund: Sie sorgen für die nötige Stabilität.
- Sie werden für Dächer benötigt, bei denen unterschiedliche Dachflächen aufeinandertreffen und kommen vor allem bei Walmdächern zum Einsatz.
- Unter einem Hexenschnitt versteht man einen speziellen Arbeitsschritt, der an einem Grat- oder Kehlsparren vorgenommen wird.
- Die Berechnung und der Bau sind, genau wie beim Kehlsparren, komplex. Am besten lassen Sie den Profi die einzelnen Elemente berechnen.
Definition
Mit dem Gratsparren wird der Teil am Dach bezeichnet, bei dem ein Sparren an einem Grat befestigt werden muss. Somit gehört er zum Dachstuhl und sorgt für ausreichend Stabilität, um das spätere Dach zu halten.
Was ist ein Gratsparren?
Wenn zwei geneigte Dachflächen sich schneiden, entstehen entweder Grat oder Kehle. Bei Walm- oder auch Zeltdächern sind die Grate prägend, bei anderen Dächern, wie zum Beispiel dem Trogdach (Schmetterlingsdach), die Kehlen. Auch für sogenannte Krüppelwalmdächer, die über zwei seitliche Schleppdächer verfügen, werden diese Grate verwendet. Ein Krüppelwalmdach hat die gleichen Profile wie ein Walmdach, nur dass das Profil des Hauptdaches noch um ein weiteres Dreieck ergänzt wird.

Der Sparren, der am Grat verläuft, ist der Gratsparren. Er muss mehr Belastung aushalten als die anderen Sparren. Aus diesem Grund ist er länger und höher als sie – bei geringerer Neigung. Meistens wird er aus Holz gemacht, manchmal aber auch gleich aus Stahl, wenn sehr hohe Belastung zu erwarten ist. Der Gratsparren dient als Anschlusspunkt für die sogenannten Schifter im Dachtragwerk. Um ganz eben in den angrenzenden Dachflächen zu liegen, wird er „abgegratet“. Bei einer Kehle benötigt man übrigens keinen Grat-, sondern einen Kehlsparren.
Wozu dient der Gratsparren?
Er gehört zu den komplexesten Bauteilen, die im Laufe des Dachaufbaus anfallen und erfordert einen verstärkten Planungsaufwand. Der Gratsparren wird benötigt, um für die Stabilität des Daches und somit für eine gute Statik des kompletten Hauses zu sorgen. Ebenso wird die Konterlattung bei Häusern, die über einen Gratsparren verfügen, an diesem befestigt.
Vor- und Nachteile im Vergleich zu anderen Sparren
Vorteile | Nachteile |
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Berechnung
Um sicherzustellen, dass die Konstruktion des Dachstuhls später der Last der Dachziegel sowie verschiedenen Witterungseinflüssen standhält, muss vorher alles professionell berechnet werden. Da dies äußerst kompliziert ist, empfehlen wir, die Abgratung durch Zimmerer berechnen zu lassen.
Die Berechnung in einzelnen Schritten
- Um die Firsthöhe zu berechnen, muss erst das Walmdachprofil gezeichnet werden (Grundriss der Profile). Aus dem Grundmaß und dem Neigungswinkel des Daches kann danach die Firsthöhe ermittelt werden.
- Anschließend wird mit dem Grund Maß und der eben errechneten Firsthöhe die Dachneigung des Hauptdachprofils ermittelt.
- Der sogenannte Gratgrundwinkel wird entweder mit dem Satz des Pythagoras oder mit einer Cosinus-Winkelfunktion berechnet.
- Danach erfolgt die Berechnung der Gratsparrenneigung. Hierzu werden die Faktoren Gratgrund und Firsthöhe benötigt. Anschließend muss mit dem Cosinus die wahre Länge berechnet werden.
- Als nächstes erfolgt die Berechnung der Gratgrundverschiebung.
- Im nächsten Schritt wird der sogenannte Schifter für die Gratklauen berechnet. Zur Berechnung der Schiftung wird zunächst das Grundmaß für die längste Seite herangezogen. Gemessen wird von der Gratsparrenkante bis zur Gratlinie. Danach errechnen Sie die kurze Seite im Grund und die Strecke vom Kontakt bis zur Gratlinie.
- Das erhaltene Maß wird vom errechneten Klauenschiftergrundmaß abgezogen. Hieraus ergibt sich das Grundmaß bis zum Start der Schifterschmiege.
- Anschließend wird die Höhe der Abgratungen berechnet.
- Danach erfolgt die Berechnung der wahren Länge des Gratkehlenschifters, ehe die lotrechten Anschmiegungen am Gratsparren (Lotschmiegeriss) berechnet werden können.
Gratsparren anreißen
Aus Schritt 9 können die Maße zum Anreißen des Gratklauenschifters ermittelt werden.
Das Anreißen des Gratsparrens in einzelnen Schritten
- Zunächst erfolgt die Bemaßung,
- danach werden die Urlote übertragen,
- daraufhin zeichnen Sie die sogenannte Abgratungslinie an,
- nun werden die Risse für die Lotschmiege und die Verstiechmaße für Pfetteneintritt und Pfettenaustritt ermittelt,
- danach zeichnen Sie die Höhe der Klaue und der Abgratung an und
- anschließend wird der Fußabschnitt angerissen.
Gratsparren Aufriss
Früher wurde ein Aufriss der Bauzeichnung auf dem Boden angerissen, um vor Ort genau zu sehen, welche Abmessung die Einzelteile haben und wie sie zusammenpassen müssen. Heute gibt es Abbundsoftware, die alle Konstruktionen in 3D erstellt. Die Daten können direkt an CNC- oder Abbundmaschinen weitergegeben werden, die die Hölzer millimetergenau bearbeiten,
Was ist der Hexenschnitt?
Es ist wichtig, dass alle Abschnittkanten einer Traufe beim Saumabschnitt des Daches dieselbe Richtung haben. Der Grund: Ist dies nicht der Fall, würde das selbst dem ungeschulten Auge sofort auffallen.
Wenn zwei Traufkanten aufeinandertreffen, entsteht durch die beiden Abschnittskanten eine Verschnittkante. Sind die Sparrenabschnitte lotrecht und waagerecht, trifft dies auch auf die Verschnittkanten zu. Sind Dachneigungen und Sparrenabschnitte gleich, verläuft die Verschnittkante der Abschnittsrichtung der Traufen exakt unter der Kehl- bzw. Gratlinie und zwar bei unter 45°.
Dies trifft jedoch nicht zu, wenn die Dachneigungen unterschiedlich ausfallen. In diesem Fall ergibt sich der sogenannte Hexenschnitt. Das bedeutet, dass die Verschnittkante aus der Kehl- bzw. Gratlinie herausläuft.
Fazit
Gratsparren werden bei Dächern eingesetzt, bei denen unterschiedliche Dachflächen aufeinandertreffen. Dies ist beispielsweise bei einem Walmdach der Fall, das aus zwei verschiedenen Profilen besteht, dem Walmdachprofil und einem Hauptdachprofil. Der spezielle Sparren, der zunächst berechnet und angerissen werden muss, trägt später hauptsächlich zur Stabilität des gesamten Dachstuhls bei. Zimmerer sorgen dafür, dass der sogenannte Hexenschnitt auch bei ungleicher Neigung des Daches symmetrisch ist. Dazu werden die Traufabschnitte der Sparren genau aufeinander abgestimmt.
Häufig gestellte Fragen: FAQs zu Gratsparren
Was ist ein Gratsparren?
Ein Gratsparren ist ein spezieller Sparrentyp, der im Dachstuhl an der höchsten Linie des Daches, dem Grat, zum Einsatz kommt. Er verbindet gegenüberliegende Dachflächen an ihrem höchsten Punkt und unterstützt so die Stabilität und Form des Daches.
Wie wird ein Gratsparren berechnet?
Die Berechnung eines Gratsparrens hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Dachneigung und der Länge des Grats. Sie umfasst die Ermittlung der notwendigen Länge, des Winkelschnitts sowie der Stärke des Gratsparrens, um die Lasten des Daches effektiv zu tragen.
Welche Vorteile bietet der Einsatz von Gratsparren?
Gratsparren tragen wesentlich zur Stabilität des Dachstuhls bei, indem sie die Dachflächen an ihrem höchsten Punkt verbinden. Sie helfen, die Form des Daches zu definieren und unterstützen die Lastverteilung über die gesamte Dachkonstruktion.
Gibt es Alternativen zu Gratsparren?
Alternativen zu Gratsparren können je nach Dachform und -konstruktion Kehlsparren oder Pultsparren sein. Diese werden in unterschiedlichen Bereichen des Dachstuhls eingesetzt, um ähnliche funktionale und strukturelle Unterstützung zu bieten.