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Dacheindeckung

Die passenden Dachziegel auswählen: Arten, Preise und Einsatzgebiete im Überblick

Dachdecker.com Team
Verfasst von Dachdecker.com Team
Zuletzt aktualisiert: 14. Februar 2020
Lesedauer: 7 Minuten

Dach mit Ziegeln eindecken lassen möchte, kann zwischen vielen verschiedenen Arten und Methoden auswählen. Jedoch sind dabei immer Gewicht, Preis, Haltbarkeit und Regensicherheit der Eindeckung genau auf die individuellen Bedürfnisse eines Gebäudes abzustimmen! Dachdecker.com hat daher für Sie alle wichtigen Infos zu Ziegelarten und Einsatzgebieten übersichtlich zusammengestellt!

Der Dachziegel ist das meistverwendete Bauelement zur Eindeckung von Dächern. Obwohl mittlerweile auch die Gestaltung von Dächern mit Dachsteinen, Schieferplatten, Holzschindeln, Stroh, Gras, Bambus, Natursteinen, Dichtungsbahnen und Elementen aus Metall und Glas verbreitet ist, hat sich die Verlegung der klassischen Dachziegel in ihren vielfältigen Varianten bis heute als beliebte Methode bewährt. Die aus Ton und Lehm gebrannten, flachen oder gebogenen Platten lassen sich nach der Art ihrer Herstellung (Strang- und Pressdachziegel), der Formgebung, der Falzausbildung (mit oder ohne seitlichen Überdeckungsbereich) sowie der Ausfertigung (glasiert, engobiert, gedämpft oder versiegelt) unterscheiden.

Besondere Dachziegel-Formen: Strangdachziegel

Zur Herstellung von Strangdachziegeln wird die Rohmasse aus Ton und Lehm durch eine Form gepresst. Hierdurch entsteht ein langer Strang, welcher im Nachhinein in einzelne Ziegel geteilt wird. Je nach spezifischer Formgebung können so unterschiedliche Ziegelarten hergestellt werden.

Biberschwanzdachziegel (Strangdachziegel ohne Falz)

Info:

  • flache Ziegel, an der Unterkante zumeist abgerundet
  • an der Oberkante mit einem Vorsprung ausgestattet, an welchem der Biberschwanz auf die Dachlattung gehängt wird
  • lassen sich auf verschiedene Arten verlegen, beispielsweise in Form einer Kronen-, Doppel- oder Einfachdeckung

Einsatzgebiete:

  • werden häufig für Dächer mit hoher Neigung verwendet
  • hauptsächlich auf historischen Gebäuden zu finden; bei Neueindeckungen seltener anzutreffen
  • vorrangig in Süd- und Ostdeutschland verbreitet

Kosten:

  • vergleichsweise hoher Materialverbrauch (ca. 35-40 Stück/m²), daher höhere Kosten als bei der Eindeckung mit anderen Ziegelarten (Ausnahme: neuartige Variante des Falzbiberschwanzes)
  • Stückpreise sind abhängig von Form und Ausführung (Ziegel können mit Engoben beschichtet werden; dazu gibt es gedämpfte und glasierte Ausführungen); im Fachhandel kosten Biberschwänze zwischen 0,70€ und 1,20€ pro Stück

Hohlpfannendachziegel (Strangdachziegel ohne Falz)

  • Dachziegel in muldenartiger Form mit langem Eckanschnitt
  • als Langschnittpfannen (für die Vorschnittdeckung) und Kurzschnittpfannen (für die Aufschnittdeckung) erhältlich

Einsatzgebiete:

  • traditionelle Dachziegel des norddeutschen Raumes
  • häufig auf denkmalgeschützten Bauten
  • gute Eignung bei Fledermausgauben
  • möglich für Dachneigungen von 20-35° (je nach Art der Unterkonstruktion)

Kosten:

Strangfalzziegel (Strangdachziegel mit einfacher Seitenfalz)

Info:

  • Weiterentwicklung der Biber-Einfachdeckung (Strangdachziegel sorgen für eine bessere Abdichtung des Daches und somit für einen höheren gegen Witterungseinflüsse)
  • flache Ziegel mit profilierter Oberfläche
  • in Deckrichtung verlaufende Hohlräume (Längsrillen und Rippen an der Unterseite) sorgen für eine zusätzliche Dachentlüftung
  • verschiedene Formen verfügbar (Gerad- und Rundschnitt)

Einsatzgebiete:

  • werden häufig für Sanierungen verwendet, bei denen die Dachkonstruktion keine Biberschwanzdoppeldeckung tragen kann (Gewichtseinsparung von rund 30%)
  • auch beim Austausch von Dachziegeln oder Eindeckungen im Zuge von Gebäudesanierungen werden Strangfalzziegel häufig als Ersatz für Biberschwänze genutzt

Kosten:

  • Stückpreis ist ähnlich wie für Biberschwanzdachziegel
  •  Gesamtkosten sind aufgrund des geringeren Materialaufwand jedoch niedriger

Einsatzgebiete & Kosten von Pressdachziegeln

Pressdachziegel werden mithilfe von Stempelpressen ausgestanzt. Hierbei wird das Ziegelgut zuerst in gleichmäßige Blöcke geschnitten und anschließend in die richtige Form gebracht. Auch Pressdachziegel gibt es mit und ohne Falz.

Mönch und Nonne (zweiteiliges Ziegelmodell im Pressverfahren)

Info:

  • System aus halbierten Hohlzylindern, die zweischichtig ineinander verkeilt werden
  • dabei liegt die Nonne (Gewicht: rund 3 kg) unten und der Mönch (Gewicht: rund 2 kg) obenauf
  • Verlegung in Mörtel oder mörtelfrei möglich

Einsatzgebiete:

  • sehr alte Eindeckmethode, vorrangig auf alten Gebäuden (häufig Kloster und Kirchen) zu finden
  • Eindeckungen wurden vielerorts durch Biberschwänze ersetzt
  • typische Dachziegel des mediterranen Raumes
  • werden für Neueindeckungen in der Regel nicht mehr verwendet

Kosten:

  • Ziegel sind schwer und verhältnismäßig teuer, da für einen Quadratmeter ca. 15 Mönche und 15 Nonnen benötigt werden
  • Stückpreise sind unterschiedlich (je nachdem, ob naturbelassen oder engobiert), in der Regel im Fachhandel ca. 2,20€ bis 2,60€ pro Paar

Krempziegel (Pressdachziegel ohne Falz)

Info:

  • historische Ziegel, verwendet seit Anfang des 11. Jahrhunderts
  • Krempe (zumeist linksseitig – je nach vorherrschender Windrichtung) wird über den hochstehenden Rand des Nachbarziegels gelegt
  • durch konische Form der Krempe kann beim Verlegen stark variiert werden

Einsatzgebiete:

  • noch heute auf vielen alten Gebäuden zu finden (deutschlandweit)
  • auch als Wandbehang weit verbreitet

Kosten:

  • Neueindeckungen mit Krempziegeln sind sehr selten, da der Preis vergleichsweise hoch liegt (beispielsweise im Vergleich mit Strangfalzziegeln)
  • je Quadratmeter werden etwa 19-20 Ziegel benötigt
  • der Stückpreis im Fachhandel liegt bei ca. 1,50€ bis 2,00€ pro Stück (abhängig von der Beschichtung
  • trotz des höheren Preises sind engobierte Modelle zu empfehlen, da die Reinigung der Ziegel bei Verschmutzung oder Moosbewuchs leichter durchzuführen ist und so die Haltbarkeit des Daches erhöht wird

Doppelmuldenfalzziegel (Pressdachziegel mit Kopf- und Seitenfalzen)

Info:

  • früheste bekannte Pressdachziegel
  • doppelte seitliche Verfalzung sorgt für sehr guten Feuchtigkeitsschutz

Einsatzgebiete:

  • sowohl auf historischen Bauwerken als auch auf neuen Gebäuden zu finden
  • meistverwendete Ziegel bei Gebäudesanierungen
  • die Dachneigung muss mindestens 30° betragen

Kosten:

  • Doppelmuldenfalzziegel durchschnittlicher Größe (12-15 Stück/m²) kosten im Fachhandel zwischen 1€ und 1,50€ pro Stück (je nach Ausführung)
  • überdies gibt es auch sehr große Ausführungen, von denen nur 8-10 Stück/m² benötigt werden (der Preis ist hier jedoch entsprechend höher)

Flachdachziegel (Pressdachziegel mit doppelter Kopf- und Seitenverfalzung)

Einsatzgebiete:

  • Flachdachziegel werden nicht für Flachdächer, sondern für flach geneigte Dächer verwendet (Dachneigung: mindestens 22°)
  • sie sind jedoch auch für Steildächer gut geeignet

Kosten:

  • Flachdachziegel gibt es in sehr vielen Farben und Ausführungen, dementsprechend hoch ist die Preisspanne (im Fachhandel von ca. 1€ bis 2€ pro Stück)

Genauere Informationen zu Funktionsweise, Verwendung und Preisen von Flachdachziegeln können Sie hier auf unserem Portal nachlesen.

Kostenkalkulationen für das Eindecken mit Dachziegeln

Unabhängig davon, welche Dachziegel Sie optisch bevorzugen, sollten Sie bezüglich der Witterungsanforderungen und der Unterkonstruktion unbedingt der Rat eines Fachmannes einholen. So sind nicht alle Arten von Ziegeln für jeden Dachaufbau geeignet. Statik und Neigung müssen exakt mit der Dacheindeckung abgestimmt werden, da sonst hohe Folgekosten durch Schäden am Dachstuhl entstehen können.

Zudem ist es häufig ratsam, glasierte oder engobierte Dachziegel zu verwenden. Auch eine Versiegelung der Dachziegel durch chemische Lackierungen kann zu größerer Haltbarkeit beitragen. Dabei spielen Aspekte wie die Ausrichtung des Hauses und der umgebende Baumbestand eine Rolle. Ein ausgebildeter Dachdecker verfügt über die nötige Erfahrung, um sämtliche wichtigen Umgebungsbedingungen in die Planung einzubeziehen. Werden hier Punkte außer Acht gelassen, können schnell hohe Kosten für Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten entstehen.

Um die Kosten zu kalkulieren, müssen neben dem Preis für die Ziegel auch Ausgaben für Transport, Zubehör und ein Gerüst eingeplant werden. Die letztlich preisgünstigste und sicherste Variante ist es daher, einen professionellen Dachdecker mit der Arbeit zu betrauen. Hierfür sollte ein Besichtigungs- und Beratungstermin vereinbart werden, in dessen Anschluss der Fachmann Ihnen einen umfassenden und unverbindlichen Kostenvoranschlag erstellt. Kontakte zu Dachdeckerfirmen aus Ihrer näheren Umgebung können Sie noch heute hier auf Dachdecker.com herstellen.

UNSER TIPP:
Für die Rechnungserstellung ist stets darauf zu achten, dass Material- und Arbeitskosten getrennt voneinander ausgewiesen werden. Dies kann Ihnen im Fall der steuerlichen Absetzung zu Einsparungen verhelfen.

Über unsere*n Autor*in
Dachdecker.com Team
Dachdecker.com ist das Branchenverzeichnis für Dachdeckerbetriebe. Die Redaktion von Dachdecker.com erstellt regelmäßig Ratgeber und gibt Tipps zu allen Themen und Arbeiten rund ums Dach, die Eindeckung oder die Wärmedämmung.