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Dachabdichtung

Flachdachrichtlinie: Die Fachregel für Dachabdichtungen

Simone Blaß
Verfasst von Simone Blaß
Zuletzt aktualisiert: 28. Juni 2023
Lesedauer: 6 Minuten
© Michael Vi / istockphoto.com

Damit Ihr Haus vor eindringender Feuchtigkeit geschützt ist, muss das Dach absolut dicht sein. Dies gilt vor allem bei Flachdächern. Aufgrund der fehlenden Neigung kann die Feuchtigkeit hier nicht automatisch ablaufen, sodass eine optimale Entwässerung und Abdichtung essenziell wichtig ist. In diesem Artikel erfahren Sie deshalb alles zur in Deutschland geltenden Flachdachrichtlinie. Diese regelt unter anderem, wie Pfützenbildung durch das richtige Gefälle vermieden wird.

Alles auf einen Blick:

  • Die Flachdachrichtlinie wurde durch den Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks in Zusammenarbeit mit dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e. V. erlassen und geht aus der Richtlinie für die Ausführung von Flachdächern hervor, die seit 1962 bestand.
  • Die Flachdachrichtlinie legt in einzelnen Abschnitten dar, wie Flachdächer abzudichten sind und welche Mindestneigungen sie in Zusammenhang mit dem Dachaufbau haben sollen.
  • Seit einer Neustrukturierung der Fachregel wird nicht mehr unterschieden zwischen genutzten und ungenutzten Dächern


Definition

Im Vergleich zu anderen Dachformen wie beispielsweise dem Satteldach oder dem Walmdach fließt beim Flachdach das Regen- und Tauwasser aufgrund der fehlenden Dachneigung nicht automatisch ab. Ein problemloser Abfluss ist jedoch wichtig, um zu verhindern, dass die Feuchtigkeit auf der Fläche stehen bleibt, in das Haus eintritt und das Wasser der Bausubstanz schadet. Die Flachdachrichtlinie ist eine Fachregel, die sich stetig mit den sich ergebenden Anforderungen auseinandersetzt und an der sich das deutsche Dachdeckerhandwerk bei der Planung und Ausführung von Flachdächern orientiert.

Was ist die Flachdachrichtlinie?

Die Flachdachrichtlinie ist eine Fachregel für Abdichtungen, die der Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) in Zusammenarbeit mit dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e. V. erlassen hat. Sie regelt, wie genutzte und ungenutzte Flachdächer abgedichtet werden müssen, ersetzt jedoch nicht die Vorschriften geltender DIN EN-Normen.

Die Flachdachrichtlinie wird regelmäßig angepasst, die letzten Änderungen waren im Mai 2019 und im März 2020, wo weitere Detailskizzen hinzugefügt wurden.

Welche Änderungen haben sich bei den neuen Flachdachrichtlinien ergeben?

Seit 2008 gilt die Flachdachrichtlinie für die Abdichtung nicht genutzter und genutzter Dächer, einschließlich Dachbegrünung, Laubengängen und sogenannten Deckenflächen wie Balkon oder Terrasse. Parkdecks zum Beispiel kamen erst 2016 dazu. Den neuen Flachdachrichtlinien zufolge unterliegen Dachflächen mit Solaranlagen oder erdüberschüttete Dachgärten ebenfalls der Richtlinie. Gerade bei letzteren sind die Anforderungen an den Ablauf von Wasser besonders hoch. Das Erdreich nimmt zwar Wasser auf, trotzdem muss eine angemessene Entwässerung gewährleistet werden. Eine gute Planung für die Ausführung und die richtige Technik sind also entscheidend, damit die Fachregeln angemessen umgesetzt werden können.

INFO:
Gerade bei Dachterrassen gilt es zu beachten: Die Regeln gelten nicht für die Abdichtung im Verbund mit Fliesen und Platten. Hier greift bei der Ausführung ein anderes Regelwerk.

Inhalt

Es gibt immer wieder Überschneidungen mit anderen DIN-Normen. Doch auch, wenn vor allem DIN 18531 und die Flachdachrichtlinie im Prinzip die gleichen Regeln beinhalten, so sind sie doch nicht deckungsgleich.

Welche Regeln der Technik kommen zum Tragen?

Die Flachdachrichtlinie regelt Allgemeines rund ums Flachdach und ist in die folgenden Bereiche untergliedert:

  • Allgemeine Regeln
  • Beanspruchungen und Anforderungen
  • Planung und Ausführung der Funktionsschichten
  • Details
  • Pflege und Wartung

Anhang I setzt sich mit Maßnahmen der Windsogsicherung auseinander, Anhang II enthält Detailskizzen.

Was sind eigentlich anerkannte Regeln der Technik?
Unter den anerkannten Regeln der Technik versteht man technische Verfahrensweisen, die sich bewährt haben, die wissenschaftlich fundiert sind und die in der Praxis so angewendet werden sollen. Unter diesen Oberbegriff fallen zum Beispiel auch DIN EN-Normen.

Hinweise und einzelne Abschnitte gibt es unter anderem zu folgenden Themen:

  • Das Gefälle sollte mindestens 2 Prozent betragen. Empfohlen werden 5 Prozent.
  • Bei der Dachentwässerung sollen Abläufe durch zusätzliche Maßnahmen wie Kies vor Verstopfung geschützt werden
  • Ausbildung von Anschlüssen, auch Türanschlüssen (Barrierefreiheit)
  • Abrutschsicherung
  • Durchdringung der Schichten
  • Ausbildung des Dachrandes
  • Beschaffenheit der Abdichtungsmaterialien und deren Einbaubedingungen, zum Beispiel faltenfreie Verlegung der oberen Lage (Bitumenbahnen)

Flachdachrichtlinie garantiert Qualität beim Handwerk

Die Anwendung des Regelwerks garantiert, ähnlich den DIN-Normen, Qualität bei der Dachabdichtung.

Der Aufbau eines Flachdachs ist sehr komplex. Der kleinste Fehler kann bereits zu teuren Schäden führen. Umso wichtiger ist es, die Planung und Ausführung einem Fachbetrieb anzuvertrauen, der die Anforderungen der Regelwerke an die Technik, die anerkannten Regeln also, kennt und bereits Erfahrung mit Dachabdichtungen und möglichst auch schon großflächigen Dächern hat.



Besonderheiten

Bei der Dachabdichtung eines Flachdaches kommt es nicht nur darauf an, die Feuchtigkeit fernzuhalten. Es ist auch unterschiedlichen Beanspruchungen ausgesetzt. Daher ist es erforderlich, die Richtlinien entsprechend umzusetzen.

Wie ist die Dachentwässerung geregelt?

Hauptanliegen der Regeln der Flachdachrichtlinie ist zum einen die Dachabdichtung und zum anderen dass Niederschläge und eventuell auch Gießwasser auf genutzten Flächen auf kürzestem Weg abgeleitet werden können. Dabei sind nicht nur die Anschlüsse und die Zahl und Art der Dachabläufe und Notüberläufe festgelegt, sondern auch, wie diese in der Unterkonstruktion befestigt sein sollen.

Was sind die Eigenschaftsklassen der Flachdachrichtlinie?

Ein Dach ist ein System, das nicht nur thermischer Belastung ausgesetzt ist, sondern auch mechanischer Beanspruchung. Deshalb ist es wichtig, bei den Flachdächern verschiedene Eigenschaftsklassen festzulegen, anhand derer der Bau erfolgt. Diese werden immer wieder angepasst, die Leistungsstufen von Abdichtungen mit Flüssigkunststoffen zum Beispiel wurden in den letzten Jahren erweitert.

Aus den Eigenschaftsklassen geht letztendlich hervor, welche Materialien und welche Einbauweisen verwendet werden müssen.

Was muss ich bei der Instandhaltung eines Flachdachs beachten?

Um zu garantieren, dass das Flachdach dauerhaft dicht ist, sollte ein hoher Wert auf die Instandhaltung gelegt werden. Diese untergliedert sich in die Bereiche

  • Inspektion,
  • Wartung,
  • Instandsetzung und
  • Erneuerung.

Nur so können Sie dafür sorgen, dass alle Teile des Flachdaches optimal geschützt sind. Denn eventuell entstehende Schäden können Hausbesitzer teuer zu stehen kommen und müssen schnellstmöglich von einem Fachbetrieb beseitigt werden.



Fazit

Flachdächer sind vor allem bei spezieller Nutzung praktisch und sorgen für einen coolen Look des Gebäudes. Im Vergleich zu den meisten anderen Dachformen haben sie jedoch einen entscheidenden Nachteil: Werden sie nicht optimal abgedichtet und an ein problemlos funktionierendes Entwässerungssystem angeschlossen, kann das Dach undicht werden. Um eindringendes Wasser zu vermeiden und Sicherheit zu garantieren, sollte sich der Bau eines Flachdaches an dem Regelwerk der sogenannten Flachdachrichtlinie orientieren. Planung und Ausführung sollten Sie in den meisten Fällen besser einem Experten überlassen.

Über unsere*n Autor*in
Simone Blaß
Simone studierte Germanistik, Psychologie und Soziologie und absolvierte danach ein Volontariat bei einem lokalen Fernsehsender. Nach Zwischenstationen beim Radio und in einer PR-Agentur arbeitete sie viele Jahre als freiberufliche Redakteurin für Online-Portale und Agenturen.