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Dachabdichtung

Die Bitumen-Dachbahn: Alle Informationen zur Verlegung der altbekannten „Dachpappe“!

Pia Greinacher
Verfasst von Pia Greinacher
Zuletzt aktualisiert: 29. Juli 2021
Lesedauer: 7 Minuten
Fachgerecht verlegte Dachpappe schützt vor Wasserschäden – besonders für Gartenhäuser und Schuppen eignet sich das Material! © kadmy / istockphoto.com

Die Bitumen-Dachbahn, weithin noch unter dem veralteten Begriff Dachpappe bekannt, dient der Abdichtung von Steil- und Flachdächern sowie von Gartenhäusern und Geräteschuppen. Der Fachhandel hält dafür unterschiedliche Materialien bereit. Die passende Auswahl und eine fachgemäße Durchführung sind die Voraussetzung für ein dauerhaft dichtes Dach. Wir erklären Ihnen, was Sie dabei beachten müssen.

Alles auf einen Blick:

  • Dachpappe ist seit vielen Jahren mit Bitumen getränkt.
  • Da der Stoff vor Feuchtigkeit schützt, ist er für die Verwendung auf Dächern hervorragend geeignet.
  • Es gibt zwei verschiedene Bahnen aus Bitumen: Dachbahnen und Schweißbahnen.
  • Je nach Anwendungsgebiet eignet sich ein anderer Typ.
  • Dachbahnen können Sie auf Gartenhäusern, Schuppen oder Carports verlegen.
  • Schweißbahnen eignen sich für Flachdächer, Terrassen und Industrieanlagen.
  • Die Bahnen gibt es besandet oder nicht besandeter, also in nackter Form.
  • Das erfolgreiche Verlegen beginnt bereits mit der Planung.
  • Je nach Art der Dachpappe und abhängig davon, ob diese besandet ist, gibt es verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten.
  • Im besten Fall sollte Dachpappe von einem Fachmann beziehungsweise unter seiner Anleitung angebracht werden.

Allgemeines zu Bitumen-Dachbahnen

Die altbekannte Dachpappe wird heutzutage mit Bitumen getränkt und besteht bereits seit den 1970er Jahren nicht mehr aus Teer. Dieser stellte eine Belastung für die Gesundheit dar und wurde als ökologisch sehr bedenklich eingestuft.

Aufgrund der Eigenschaft als wasserunlöslicher Stoff eignet sich Bitumen, das entweder aus Erdöl gewonnen wird oder natürlich vorkommt, als Feuchtigkeitssperre in Bauteilen und auf Dächern.

Grundsätzlich gibt es zwei unterschiedliche Typen, die für verschiedene Dachformen geeignet sind und deswegen bei der Planung mit Bedacht ausgewählt werden müssen: die Dachbahn und die Schweißbahn. Bereits die Planung spielt eine wichtige Rolle für den Erfolg. Sie müssen den richtigen Typ für Ihr Anwendungsgebiet finden, die korrekten Maße, also Länge und Breite des Materials, wählen, die Umsetzung fachgemäß durchführen und eine passende Gestaltungsmöglichkeit aussuchen.

TIPP:
Von der Planung, über die Wahl des Dachpappe-Typs, bis hin zur passenden Länge und Breite der Bahnen spielen einige Faktoren eine essenzielle Rolle für ein erfolgreiches und langlebiges Ergebnis. Um sicherzugehen, sollten Sie hierfür einen Experten zu Rate ziehen!
 

Im Folgenden lesen Sie die wichtigsten Informationen zum Verlegen und zur fachgerechten Verwendung und Verarbeitung der Dachpappe!

Die Dachpappe-Typen

Bei der Auswahl der geeigneten Dachbahnen können grundsätzlich zwei Anwendungsgebiete unterschieden werden: Die Bitumen-Dachbahn und die Bitumen-Schweißbahn.

Die Bitumen-Dachbahn

Bitumenbahnen sind recht preisgünstig und eignen sich zur Abdichtung von Schuppen, Gartenhäusern oder Carports. Oftmals sind diese bitumengetränkten Pappbahnen zusätzlich besandet oder mit Splitt beschichtet, wodurch ein zusätzlicher Schutz gegen UV-Strahlen und Witterungseinflüsse erreicht wird. Auch bezüglich der Bitumenbahnen gibt es erwähnenswerte Material- und Qualitätsunterschiede:

  • Dachpappe R333: Die günstigste Variante ist der Typ R333. Als Trägermaterial dient Rohfilz, wodurch die Bitumenbahnen mit einem Gewicht von 333 Gramm pro Quadratmeter im Vergleich zu anderen Produkten sehr leicht sind. Im modernen Hausbau zur Abdichtung von Dächern kommt die Dachpappe R333 kaum noch vor, weil kein effektiver Feuchtigkeitsschutz erzielt werden kann.
  • Dachpappe V13: Als Alternative zum Rohfilz kann Glasvlies als Trägermaterial eingesetzt werden. Die Dachpappe V13 wiegt 1300 Gramm pro Quadratmeter und bietet damit eine deutlich größere Robustheit als die Dachpappe R333. Der höhere Anschaffungspreis zahlt sich dadurch aus, dass Glasvlies weniger schnell verrottet als Rohfilz.

Die Bitumen-Schweißbahnen

Im Gegensatz zu den genannten Dachbahnen eignen sich Schweißbahnen für den Einsatz auf Flachdächern, Terrassen und Industrieanlagen. Diese haben einen deutlich höheren Anteil an Bitumen und werden zu einer wasserdichten Schicht verschweißt.

  • Schweißbahn G200: Als Beispiel sei diese Bitumenbahn aus Glasgewebe erwähnt. Auf der Unterseite ist eine Polyethylen-Folie (PE-Folie) angebracht, die als Dampfbremse dient und dadurch eine zusätzliche Feuchtigkeitsbarriere aufweist.
TIPP:
Die fachmännische Anbringung der Schweißbahn ist außerordentlich wichtig. Um die bestmögliche Abdichtung gegen Wasser erzielen zu können, muss die Schweißbahn ohne Luftblasen oder Wellen verlegt werden. Außerdem ist der Einsatz eines speziellen Gasbrenners notwendig! Eine umfassende Beratung und professionelle Durchführung der Baumaßnahmen wird daher unbedingt empfohlen, um eine Fläche optimal abdichten zu können!
 

Gestaltungsmöglichkeiten mit Dachpappe

Gerade im grünen Umfeld des Gartens wirkt verlegte Dachpappe fehl am Platz: Die dunklen Bitumenbahnen auf dem Dach von Gartenhäusern oder Holzunterständen fügen sich optisch nicht in die natürliche Umgebung ein und widersprechen einer gemütlichen und entspannenden Atmosphäre. Wir stellen Ihnen zwei Möglichkeiten vor, die für Abhilfe sorgen und die dunklen Bahnen auf dem Dach optisch aufzuwerten:

  • Schindeln aus Bitumen können das Dach bei korrekter Verlegung ideal abdichten und die Optik gleichzeitig aufwerten. Die Schindeln bestehen zumeist aus einer Trägerschicht aus Glasvlies, welche beidseitig mit Bitumen beschichtet ist. Auf der Oberseite ist mit farbigem Mineralgranulat eine zusätzliche Deckschicht angebracht. Diese macht die Schindeln wetterbeständig und ansehnlich.
  • Mit speziellen Lacken auf Bitumenbasis können Sie die Bahnen farblich verschönern. Voraussetzung ist jedoch, dass die Oberfläche nicht besandet ist. Bei der besandeten Variante ist eine Dachbeschichtung mit Sand oder Kies bedeckt. Bei nicht besandeten Bahnen handelt es sich um sogenannte nackte Flächen. Auch wenn es sich um ein Dach handelt, das nicht besandet sondern nackt ist, müssen Spezialprodukte verwendet werden. Das Streichen der Dachpappe hat noch einen zweiten Vorteil: Das für UV-Licht anfällige Bitumen wird zusätzlich geschützt und die Haltbarkeit der Bahnen insgesamt verlängert. Die Arbeit und der Aufwand lohnen sich demnach.

Das fachgerechte Verlegen

Zum Verlegen der Dachpappe gibt es im Allgemeinen vier unterschiedliche Methoden:

  • Die verlegten Bahnen werden mit sogenannten Pappnägeln, kurzen Nägeln mit breitem Kopf, auf dem Holzdach beziehungsweise der Holzverschalung befestigt.
  • Eine zweite, eher unübliche Methode ist das Verkleben der Dachpappe mit Kaltkleber. Zwar ist dieser Vorgang relativ einfach und schnell durchführbar, dafür aber recht ineffektiv, da die Haltbarkeit bei dieser Technik begrenzt ist.
  • Eine Schweißbahn hingegen wird nicht mit Nägeln befestigt, sondern verklebt. Hierzu wird die Unterseite der Bahn mit einem Brenner erhitzt, wodurch die Kautschukmasse flüssig und somit klebrig wird. Die Bahnen werden nach dem Verlegen vorsichtig luft- und wasserdicht am Dach festgetreten.
  • Für Dächer von Gartenhäusern oder Holzunterständen kann selbstklebende Dachpappe eine gute Alternative sein. Diese ist einfacher zu verlegen und macht den Einsatz eines Gasbrenners überflüssig. Bei richtiger Verarbeitung können Sie mit einer selbstklebenden Dachpappe gute Ergebnisse erreichen.

Das Verlegen von Dachpappe erfordert genaues und vorsichtiges Arbeiten und das exakte Befolgen einer Anleitung. Bei der Verlegung muss beim Befestigen mit Nägeln unbedingt darauf geachtet werden, dass die Nägel bündig mit der Dachpappe abschließen. Nur dann dringt kein Wasser unter den Bahnen ein und dichtet die Fläche ideal ab. Das Verkleben mit einem Brenner ist deutlich komplizierter. Die Bahnen dürfen nicht zu heiß gemacht werden, da sonst Löcher oder Risse entstehen können.

Fazit

Die richtige Produktauswahl ist der Schlüssel zum Erfolg. Lassen Sie sich beraten und entscheiden Sie unter Mithilfe des Fachmannes, welche Arte von Dachpappe für Ihre Bedürfnisse geeignet ist. Das Verlegen der Bahnen aus Bitumen erfordert eine gewisse Erfahrung, damit ein möglichst langfristiger Erfolg gewährleistet ist. Fehlt Ihnen dieses Know-how, sollten Sie zumindest unter der fachmännischen Anleitung eines Profis arbeiten.

Über unsere*n Autor*in
Pia Greinacher
Pia ist Spezialistin für Handwerkerthemen aller Art. Sie studierte Fachjournalismus und Unternehmenskommunikation und schrieb unter anderem bereits für Focus Online, die Tageszeitung Main-Post und die Fachzeitschrift bike und business.