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Dachausbau

Flugsparren: Definition, Aufriss & Verkleidung

Simone Blaß
Verfasst von Simone Blaß
Zuletzt aktualisiert: 30. November 2022
Lesedauer: 5 Minuten
© Imagesines / istockphoto.com

Dachsparren haben einen großen Einfluss auf die Statik eines Daches und müssen daher genau geplant, berechnet und verarbeitet werden. Eine bekannte Sparrenvariante ist der sogenannte Flugsparren. Worum es sich dabei handelt und was beachtet werden sollte, darauf gehen wir nachfolgend ein.

Alles auf einen Blick:

  • Flugsparren liegen frei vor dem Giebeldach. Für den optimalen Halt müssen sie „angerissen“ werden.
  • Diese Sparren werden mit einer sogenannten vorkragenden Pfette abgestützt.
  • Im Gegensatz zum Flugsparren liegt der Streichsparren im Inneren an der Giebelwand an.

Was ist ein Flugsparren?

Diese Sonderform eines Sparrens gehört zu den Dachsparren, genau wie der Streichsparren oder der Gratsparren. Im Vergleich zu anderen Sparrenarten liegen die Flugsparren jedoch frei vor dem Giebel des Daches. Um diese Sparren abzustützen, werden vorkragende Pfetten verwendet. Durch die Errichtung entsteht ein Freigespärre. Dieses bezeichnet man auch als „Schwebegiebel“ oder „Freigebinde“.

Der Flugsparren hat einen breiten Abstand zum Mauerwerk, was es bei einer Dämmung einfach macht, die Dämmstoffe einzubringen und zu verputzen.

Funktion

Er dient – wie andere Sparrenarten auch – der Konstruktion des Daches. Deshalb werden Sparren auch als Konstruktionshölzer bezeichnet. Ohne Dachsparren könnte ein Dach, egal ob Walmdach, Satteldach oder Flachdach, nicht errichtet werden.

Wo liegt der Unterschied zum Streichsparren?

Im Gegensatz zum Streichsparren, der innen knapp vor der Wand liegt, befindet sich der Flugsparren außen vor dem Giebel. Er hat die Besonderheit, dass der Firstpunkt weiter vom Giebel entfernt liegt als der Traufpunkt. Man spricht jedoch von einem Freigebinde, wenn der Abstand in der Traufe identisch ist mit dem First.

Was versteht man unter „anreißen“?

Der Dachstuhl eines Hauses ist eine komplizierte Konstruktion meist aus Holz, die für das jeweilige Haus individuell gestaltet werden muss. In der Regel liegen die Dachsparren nicht flach auf, sondern müssen schräg angebracht oder passgenau geschnitten werden. Hierbei spricht man von Anreißen. Dies ist wichtig, damit alle verwendeten Dachhölzer optimal ineinanderpassen, sodass sich eine sichere Statik ergibt.

Wie besondere Sparren genau angerissen werden müssen, ist individuell zu betrachten und zu entscheiden. Eine Arbeit, die Sie auf jeden Fall einem Fachbetrieb überlassen sollten.

ACHTUNG:
Wie groß der Sparrenabstand für die Flugsparren sein muss, hängt vom jeweiligen Dach ab und muss individuell vom Zimmerer anhand der vorhandenen Maße berechnet werden. Diesbezüglich kommt es unter anderem auf die Spannweite des Daches an.


Vor- und Nachteile

Der Hauptvorteil: Flugsparren lassen sich leicht am Haus anbringen. Durch die einfache Bauweise kann das Bauvorhaben kostengünstig umgesetzt werden. Zudem bieten sie in Kombination mit den Kehlbalken eine sehr hohe Stabilität.

Diese spezielle Form von Sparren eignet sich vor allem, wenn an der Giebelseite des Hauses ein großer Dachüberstand errichtet werden soll. In dem Fall kann der Sparren nämlich das Gewicht tragen. Im Vergleich zu anderen Sparren hat er zudem den Vorteil, dass er auch ein optisches Highlight darstellt, vor allem, wenn er nicht verblendet wird.

Bei einem bereits gebauten Sparrendach mit Flugsparren müssen allerdings sogenannte Wechsel eingebaut werden, wenn Sie nachträglich Dachfenster einbauen oder Gauben anbringen möchten.

SCHON GEWUSST?
Das Flugsparrendreieck am Dach wird auch Züri-Vieri genannt, denn die Bauweise kommt ursprünglich aus der Schweiz und sieht aus wie eine aus Holz gebaute 4. Es handelt sich dabei um eine Stützkonstruktion für Vordächer, die es bereits im 17. Jahrhundert gab und die ein Abrutschen der Sparren verhindern soll. Man kann das Flugsparrendreieck auch bei Pfettendächern anbringen, obwohl es dort keine statische Funktion hat. Klassische Farben sind braun oder weiß.

Darum ist eine Verkleidung wichtig

Um das Haus vor Witterungseinflüssen zu schützen, sollten Sie den sichtbaren Dachüberstand, der sowohl an der Traufe als auch am Giebel bestehen kann, verkleiden. Wenn Sie Flugsparren einbauen, dann gelingt diese Verkleidung besonders einfach. Denn anders als bei anderen Sparrendächern ist keine Unterkonstruktion nötig. Die Materialien für die Verkleidung können direkt befestigt werden. Wie Sie die Giebelsparren verkleiden und damit die Dachkonstruktion optisch gestalten, hängt von Ihrem persönlichen Geschmack ab. Lassen Sie sich hier am besten von einem Dachdecker beraten.

Sie können unterschiedliche Materialien verwenden, zum Beispiel Bretter aus Holz. Sie können den Teil unterhalb vom Dach jedoch auch mit Kunststoffpanelen oder mit OSB-Platten verkleiden. Letztere können anschließend verputzt und später gestrichen werden.

Worauf kommt es beim Holz an?

Wurde früher oft Eichenholz verwendet, so wird die Arbeit heute eher mit Material aus Fichten- oder Tannenholz ausgeführt. Auch Sparren aus sogenanntem Brettschichtholz (Leimholz) werden eingesetzt, da sich mit ihnen längere Strecken überbrücken lassen. Zusätzlich kommen Konstruktionen aus Stahlprofilen oder Aluminium zum Einsatz.

Bei Holz unterscheiden sich die Kosten je nach Lieferant und Holzart. Auf Folgendes zu achten ist aber angebracht:

  • Herkunft des Holzes
  • Qualität (zum Beispiel Holzfeuchte)
  • Beanspruchung des Sparrens

Selber verkleiden oder einen Profi beauftragen?

Es empfiehlt sich vor allem aus optischen Gründen, den Dachüberstand zu verkleiden, es sei denn, die Balken der Flugsparren sollen ihren Beitrag zu einer Sichtkonstruktion leisten.

Bei der Montage der Verkleidung sollte gewissenhaft vorgegangen werden, damit sich später keine Tiere darin einnisten können. Außerdem sollte auch eindringendes Kondenswasser vermieden werden. Deshalb ist es sinnvoll, diese Arbeiten von einem Experten durchführen zu lassen.

Vorteile, wenn Sie einen Experten beauftragen:

  • individuelle Beratung
  • genauer Plan der Verkleidung mit Orientierung am Sparrenplan
  • ordentlicher Abschluss zur Wand, sodass später keine Feuchtigkeit in das Mauerwerk eindringen kann
  • ggf. Einbau von Dämmmaterial
  • schnelle Durchführung beim Thema Verkleidung
  • Gewährleistung durch den Experten


Fazit

Der Flugsparren ist eine Version eines Sparrens, die beim Bau des Daches verwendet werden kann. Im Vergleich zu anderen Sparrenarten liegt er frei vor dem Giebeldach und nicht im Inneren. Damit die Konstruktion, die aussieht wie eine Vier, stabil bleibt und es nicht zu einem Schaden am Dach kommt, werden als Stützen sogenannte vorkragende Pfetten verwendet.

Über unsere*n Autor*in
Simone Blaß
Simone studierte Germanistik, Psychologie und Soziologie und absolvierte danach ein Volontariat bei einem lokalen Fernsehsender. Nach Zwischenstationen beim Radio und in einer PR-Agentur arbeitete sie viele Jahre als freiberufliche Redakteurin für Online-Portale und Agenturen.